Zurück ins Ländle
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir will Ministerpräsident in Baden-Württemberg werden. Der Grünen-Politiker hat am Freitag der Vorwoche seine Bereitschaft erklärt, als Spitzenkandidat seiner Partei für die Landtagswahl im Frühjahr 2026 anzutreten. Sein Amt als Bundeslandwirtschaftsminister wird Özdemir behalten. Er steht seit dem 8. Dezember 2021 an der Spitze des Agrarressorts. Die nächste Bundestagswahl findet aller Voraussicht nach am 28. September 2025 statt.
Die Entscheidung von Özdemir war seit Längerem erwartet worden. Dass er sie jetzt getroffen hat, hängt mit der anstehenden Listenaufstellung für die Bundestagswahl zusammen. Özdemir verzichtet auf eine erneute Kandidatur. Seinen Wahlkreis in Stuttgart hatte der 58-Jährige 2021 mit 40 % der Stimmen direkt gewonnen. In Baden-Württemberg bewirbt sich Özdemir um die Nachfolge von Winfried Kretschmann. Der ist dort seit 2011 Chef einer grün-geführten Landesregierung. Der 76-Jährige hat bereits vor geraumer Zeit angekündigt, 2026 nicht erneut anzutreten. Ob Özdemir in die Fußstapfen des „Landesvaters“ Kretschmann treten kann, ist momentan fraglich. Aktuellen Umfragen zufolge liegen die Grünen mit einem Stimmenanteil von 18 % derzeit 16 Prozentpunkte hinter der CDU. Bei der Landtagswahl wird es aller Voraussicht nach zum Duell Özdemirs mit dem 36-jährigen CDU-Partei- und Fraktionschef Manuel Hagel kommen.
Überraschend kam die Nominierung des Diplom-Sozialpädagogen für das Amt des Bundeslandwirtschaftsministers in der Ampelkoalition. Als Favorit für diesen Posten hatte zuvor der Grünen-Fraktionsvorsitzende Anton Hofreiter gegolten. Dass Özdemir die Nase vorn hatte, hatte er dem Vernehmen nach vor allem dem Einsatz seines Ziehvaters Kretschmann zu verdanken.
Dass die CDU Özdemir als Gegner bei der Landtagswahl ernst nimmt, wurde in den Reaktionen deutlich. Der agrarpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Albert Stegemann, warf dem Bundeslandwirtschaftsminister vor, er sei nie richtig in seinem Amt angekommen. Die Themen hätten ihn nicht interessiert. Keine seiner vielen Ankündigungen habe er auch nur ansatzweise durchsetzen können. Nach Einschätzung von CDU/CSU-Fraktionsvize Steffen Bilger wird eine zu erwartende Doppelbelastung des Bundeslandwirtschaftsministers für die Landwirtschaft und den ländlichen Raum ein Problem sein. Jenseits gefälliger Rhetorik habe Özdemir für die Landwirte kaum etwas erreicht.
AgE
