LZ 9 · 2012
Z U C K E R R Ü B E N
J O U R N A L
|
11
Z u c k e r t e c h n i k
A n B A u
B e t r i e B s w i r t s c h A f t M A r k t
P o l i t i k A k t u e l l e s
Zu diesen hohen Anteilen vorsorglich ab-
geckter Rüben haben auch das neu einge-
führte, stärker gestaffelte Preissystem
und die lange Kampagne beigetragen.
Rüben, die durch den Frostfonds abzusi-
chern sind, sind vor dem 10. Dezember zu
roden. Mit 100 € plus MwSt. je Vliesrolle
sind frühzeitig verbindliche Bestellungen
der maschinellen Abdeckung, sowohl
nach der Ernte als auch bei Frostaufruf
mit Vliesgarantie, deutlich attraktiver als
die Spontanbestellungen während der
Kampagne, hier kostet das Vlies 200 € je
Rolle.
Der Frostfonds sponserte erstmals die
frühe Bestellung der maschinellen Abde-
ckung mit 55 € plus MwSt. je Rolle an die
Abdeckteams, sodass der Landwirt für die
Abdeckung 100 € plus MwSt. zahlt.
Alle Beteiligten können sehr froh sein,
dass bis Ende der Kampagne keine nen-
nenswerten Fröste auftraten und der so-
genannte Frostaufruf zur Mietenabde-
ckung nicht erfolgen musste. Das restli-
che Drittel der Rüben konnte unabge-
deckt ohne Frostschäden im Feld bleiben.
Dies ist eindeutig der warmen und
problemlosen Ausnahmewitterung ge-
schuldet und kann, ähnlich wie 2010, im
nächsten Jahr wieder ganz anders aus-
sehen.
Der Frostfonds kann aktuell rund
940 000 t Rüben maschinell plus rund
270 000 t Rüben von Hand schützen. In
Summe reichen diese 1,21 Mio. t Rüben
für rund 37 Verarbeitungstage der drei
rheinischen Zuckerfabriken. Addiert man
weitere zehn Tage hinzu, die gefrorenen
und anschließend getauten Rüben sich
im Feld noch halten, so wären trotz der
Rekordernte und der sehr langen Kampa-
gne 2011 / 12 alle Rüben ab ungefähr An-
fang Dezember schützbar gewesen. Der
Frostfonds verfügt somit über einen aus-
reichenden Materialbestand.
Der Frostfonds wurde aufgrund der
zahlreichen Bestellungen der maschinel-
len Mietenabdeckung deutlich aufge-
stockt: Drei weitere Mietenabdeckgeräte
wurden angeschafft, sodass nun 17 Gerä-
te für die maschinelle Mietenabdeckung
zur Verfügung stehen. Darüber hinaus fi-
nanzierte der Frostfonds die erstmals im
Testbetrieb eingesetzten Beta-GIS-Gerä-
te.
starke winde ungewöhnlich
Eine Besonderheit der letzten Kampagne
stellten die über Tage andauernden or-
kanartigen Winde dar. Manche Vliese lös-
ten sich und mussten erneut befestigt
werden. Wenige gingen sogar auf Wan-
derschaft. Bei den orkanartigen Stürmen
wurde die Abdeckqualität deutlich wich-
tiger. Jeder Anbauer sollte darauf achten,
dass
n
die Miete komplett zugedeckt ist,
n
das Vlies straff gespannt amMieten-
kopf ist und
n
das Vlies amMietenfuß gespannt ist
und doppelt in der Miete verfestigt ist.
Dann hält das Vlies durch das Rüben-
gewicht.
Vorsorgliche Mietenabdeckung
richtig?
Aus Gründen des Frostschutzes, der
glücklicherweise in der letzten Kampagne
nicht notwendig wurde, lässt sich eine
vorsorgliche Mietenabdeckung in der
Kampagne 2011 / 12 nur schwer rechtfer-
tigen.
In vielen Versuchen über mehrere Jah-
re und Regionen konnte allerdings nach-
gewiesen werden, dass unter Vliesabde-
ckung die Zuckergehaltsverluste geringer
und Erdabreinigungseffekte höher sind.
Dies bestätigt sich nach Auswertung aller
Rübenlieferdaten von Pfeifer & Langen
auch für die sehr warme und problemlose
Kampagne 2011 / 12. Die Zuckergehalte
nicht abgedeckter Rübenmieten reduzier-
ten sich unabhängig vom Liefertermin
um rund 0,25 % imVergleich zu den mit
Vlies geschützten Mieten (siehe Grafik).
Trotz der Rodung unter trockenen Bedin-
gungen mit sehr geringem Erdanteil in
den Mieten konnten nicht abgedeckte
Mieten weniger effizient gereinigt wer-
den, sodass der Gesamtabzug um etwa
1 % höher lag.
In der ebenfalls extremen Kampagne
2010/11, die gekennzeichnet war durch
Frost, Eis und Schnee, konnten logischer-
weise größere positive Effekte durch Mie-
tenabdeckung festgestellt werden. Bei
den Januarlieferungen nicht abgedeckter
Rüben reduzierte sich der Zuckergehalt
hier durchschnittlich um 0,45 %, der Ge-
Vorsorgliche Abdeckung richtig?
Mietenabdeckung lohnte auch ohne Frost
in der letzten kampagne, die sich über zwei kalenderjahre hin-
weg zog, wurden rund zwei Drittel aller ab Mitte Dezember zu
liefernden rüben vorsorglich abgedeckt, in Appeldorn 60 %, in
euskirchen 70 % und in Jülich 60 %.
rüben im „Mini-rock“: Diese Miete ist nicht ordnungsgemäß abgedeckt,
weil der frost mit wind über den sehr breiten Mietenfuß in die Mieten
eindringen kann.
wie ein segel imwind: orkanartige winde lösten das Vlies aus der Befestigung.