LZ 9 · 2012
Z U C K E R R Ü B E N
J O U R N A L
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Z u c k e r t e c h n i k A n B A u B e t r i e B s w i r t s c h A f t M A r k t
P o l i t i k
A k t u e l l e s
ben werden.“ Dabei sei es interessant,
dass das Europäische Parlament zum ers-
ten Mal mehr Mitbestimmung habe. In
der zweiten Säule der Agrarpolitik müsse
Spielraum für gezielte Projektförderun-
gen möglich sein.
remmel für Verlängerung der
Marktordnung
Eindeutig für eine Verlängerung der Zu-
ckermarktordnung sprach sich Minister
Remmel aus. „Auch wenn ich die Zucker-
marktordnung früher kritisiert habe,
kann ich Ihnen versichern, dass ich eine
Verlängerung bis mindestens 2020 befür-
worte.“ Der Zuckersektor habe nach der
letzten Reform drastische Umstrukturie-
rungsmaßnahmen umsetzen müssen
und deshalb sei es nur fair, der Branche
Zeit zur Anpassung zu geben. Auch die
Bundesregierung müsse sich für die Ver-
längerung in Brüssel einsetzen. Die Re-
form der Zuckermarktordnung 2006 habe
ihre Ziele erreicht: So seien beispielsweise
die subventionierten Exporte weggefal-
len, einer seiner Hauptkritikpunkte an der
alten Marktordnung vor 2006. „Die Folge
war eine drastische Umstrukturierung
des Sektors“, räumte Remmel ein.
Eine mögliche Alternative für die Rü-
benbauern könnte auch der Einsatz der
Rübe als Biogasproduzent sein. Der Rhei-
nische Rübenbauer-Verband startet gera-
de ein Projekt dazu, das vomMinisterium
unterstützt wird. Remmel erklärte: „Der
Einsatz von Rüben in Biogasanlagen ist
noch nicht ausgereift, könnte aber eine
gute Alternative sein, deshalb unterstüt-
zen wir das Projekt.“ Conzen ergänzte da-
zu: „Unser vorrangiges Ziel ist die Produk-
tion von Lebensmitteln, doch wir brau-
chen Alternativen, denn die Rübenfläche
ist um 21 % zurückgegangen. Was die Rü-
be leisten kann, haben wir in diesem Jahr
gesehen. Die Rübe kann ein Garant für
die Auflockerung von Maisfruchtfolgen
sein.“
Als eine Partnerschaft mit Höhen und
Tiefen bezeichnete Dr. Botho von
Schwarzkopf, Geschäftsführer der Pfeifer
& Langen KG, die Zusammenarbeit mit
dem Rübenbauer-Verband in seinem
Grußwort. „Das gemeinsame Ziel ist es,
die Wettbewerbskraft des Zuckerrü-
benanbaus weiter zu erhalten.“ Auch er
blickte auf das Anbaujahr 2011 zurück
und erklärte, das Bilderbuchwetter habe
sich im letzten Jahr nach der Rübe gerich-
tet und nicht die Rübe nach demWetter.
Zu den guten Erträgen kämen hohe Zu-
ckerpreise, die auch zu einem höheren
Rübenpreis für die Landwirte führten.
Auch er sprach sich für eine Verlängerung
der Zuckermarktordnung aus, dieses
Instrumentarium dürfe man nicht unnö-
tig zertrümmern.
sonnleitner: Marktordnung muss
bleiben
Deutlich war auch das Votum für eine
Verlängerung der Zuckermarktordnung
von Gerd Sonnleitner, Präsident des deut-
schen und europäischen Bauernverban-
des. „Die Zuckermarktordnung muss bis
mindestens 2020 fortgeschrieben wer-
den“, betonte er. Gerade weil niemand sa-
gen könne, wie die Reform von 2006
letztendlich gewirkt habe, dürfe die
Marktordnung auf keinen Fall 2015 auf-
gegeben werden. Er forderte mindestens
eine zwölfjährige Übergangszeit, ähnlich
wie imMilchsektor, siehe auch Interview
auf Seite 3.
Einen Rückblick auf zwei interessante
Rübenjahre gab Dr. Peter Kasten, Ge-
schäftsführer des Rheinischen Rüben-
bauer-Verbandes, in seinem Geschäftsbe-
richt. Ein großes Thema der Jahre
2009 / 10 und 2010 / 11 war das Mengen-
management auf dem europäischen Zu-
ckermarkt. Die Exporterhöhung 2009 / 10
um 0,5 Mio. t habe zu einer reduzierten
Übertragungsverpflichtung im Rheinland
von 6 % geführt. Im Jahre 2010 / 11 hätte
die Freigabe von Nicht-Quotenzucker zur
Vermarktung in der EU zu guten Vermark-
tungsbedingungen für Überrüben ge-
führt.
Interessant für die rheinischen Anbau-
er waren einige regionale Neuerungen.
2009 / 10 sei die Bezahlung von 5 % Über-
rüben zum Quotenrübenpreis eingeführt
worden bei einer Mindestvertragserfül-
lung von 70 %. Außerdem seien die
Frachttarife um 2,5 % erhöht worden. Ei-
ne deutliche Vereinfachung sei der ge-
meinsame Liefervertrag für Industrie-
und Quotenrüben von 2010 / 11 gewe-
sen. Als rheinische Besonderheit sei auch
die Datenschutzklausel in der Branchen-
vereinbarung anzusehen. „Diese Rege-
lung sucht ihresgleichen in Europa“, er-
klärte Dr. Kasten. „Außerdem kann die
Branchenvereinbarung nicht mehr einsei-
tig bis 2014 / 15 gekündigt werden und
die Früh-, Spät- und Qualitätsprämien
wurden erhöht.“
Als einen Erfolg wertete Kasten den
Fonds gegen Frostschäden imWinter
Neuwahlen zum Beirat
Bei den Neuwahlen für den Beirat verabschiedete Bernhard
Conzen zunächst das Vorstandsmitglied Wolfgang Berger-
mann, der altersbedingt ausscheidet. „Wolfgang Berger-
mann aus Ratingen war seit 1978 imVerbandsbeirat und
zudem seit 1988 imVorstand tätig. Im Rheinland, aber
auch darüber hinaus, kenne man Wolfgang Bergermann
eher als Mister Rübentransport. Er gründete in Mettmann
den ersten Maschinenring. Er steuerte auch als Vorsitzen-
der die Geschicke der Arbeitsgemeinschaft der Maschinen-
ringe und der Arbeitsgemeinschaft Rübenabfuhr – und
zwar sehr erfolgreich,“ berichtete Conzen. Sein Nachfolger
wird Josef Aschenbroich aus Langenfeld.
Ebenfalls verabschiedet wurde Gerd-Volker Berning aus Zül-
pich nach 18-jähriger Beiratstätigkeit. „Auch er war Vorsit-
zender eines Maschinenringes und auch er genießt als
kompetenter, stets sachlicher und fairer Verhandler einen
einwandfreien Ruf“, dankte Conzen Berning. Der Bezirk 18
des Verbandes wird auf die Bezirke Südkreis Düren und
Euskirchen entlang der Kreisgrenzen aufgeteilt, ein neues
Beiratsmitglied wurde nicht gewählt.
Außerdem wurde Michael Frenger aus Köln als Nachfolger
für Friedhelm Decker, Köln, in den Beirat gewählt. Fried-
helm Decker bleibt aber weiterhin Vorstandsmitglied des
Rübenbauer-Verbandes in seiner Funktion als Präsident des
Rheinischen Landwirtschafts-Verbandes. Im Amt bestätigt
wurden Heinrich van de Sand aus Xanten, Yvonne Hogen
aus Aachen und Dr. Karl-Otto Ditges aus Euskirchen.
Bernhard conzen blickte in seiner Begrüßung
auf die kampagne zurück und forderte eine
Verlängerung der Zuckermarktordnung.
fotos: natascha kreuzer, Bernhard rüb
Bernhard conzen