Zuckerrübenjournal 2/2013 - page 10

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Z U C K E R R Ü B E N
J O U R N A L
LZ 19 · 2013
wachsen ist. Dies ist die Überschrift, die 
über den LIZ-Roderfahrer-Trainings seit ei-
nigen Jahren steht. Der überbetriebliche 
Einsatz von sechsreihigen Rodesystemen 
hat – auch beeinflusst durch die Fabrik-
struktur – in den letzten Jahren deutlich 
zugenommen und wird von Lohnunter-
nehmern und Maschinenringen in 
Dienstleistung durchgeführt. In diesen 
Trainings wird von geschultem Fachper-
sonal der Roderherstellern die richtige, al-
so verlustarme Ernte gezeigt. Maschinen 
werden bewusst falsch eingestellt, der 
Fahrer hat diese Fehler zu erkennen und 
zu beheben. Und so manch einer ist er-
staunt, welche Fehler man machen kann 
und welche ertraglichen Auswirkungen 
sie haben! Schnell können da 10 % und 
mehr des gewachsenen Ertrages auf dem 
Feld bleiben. Übrigens wird Gleiches auch 
für die Mausfahrer angeboten. 
Zur Rübenernte gehört auch der Rü-
benkopf. Pfeifer & Langen und der Rheini-
sche Rübenbauer-Verband haben sich 
2006 darauf verständigt, ab diesem Zeit-
punkt den Rübenkopf nicht mehr zu 
schätzen, sondern pauschal mit 3 % und 
die entblätterten Rüben seit 2011 mit 4 % 
zu bewerten. Der pauschale Kopfanteil 
von 3 % führt bei einem Ertrag von 70 t/
ha zu einemMehrertrag von 1 t/ha, ohne 
dass man pflanzenbaulich etwas dazuge-
tan hat!
wetter und klima
Ohne das richtige Wetter bringen alle bis-
her geschildeten Maßnahmen nichts. 
Wenn das nicht mitspielt, waren alle Mü-
hen umsonst. Das Wetter ist ein kurzfris-
tiger, das Klima hingegen ein langfristiger 
Faktor. Was die Temperatur angeht, so hat 
sich das Klima in den letzten Jahrzehnten 
tatsächlich verändert, denn in Deutsch-
land ist die Tagesmitteltemperatur in den 
letzten 30 Jahren um 1 °C gestiegen, sie-
he Grafik 5. Dabei hat die Temperatur vor 
allem im Sommer zugenommen, die Win-
ter sind nur geringfügig wärmer gewor-
den. Gut für die Rübe, denn sie stammt 
ursprünglich aus demMittelmeerraum, 
wie der Name Beta vulgaris maritima 
zeigt, und hat es gerne warm. Das Opti-
mum liegt bei rund 27 °C, wenn auch die 
Wasserversorgung stimmt. Und die hat 
gestimmt, denn an den Niederschlagsver-
hältnissen hat sich in den letzten 130 
Jahren nichts geändert. 
Wenn Eltern und Großeltern auch be-
haupten mögen, früher wäre das Wetter 
besser gewesen und die Sonne hätte 
mehr geschienen: falsch! Statistisch ist 
dies nicht belegt. Zwar gibt es Jahre mit 
extrem hoher Sonneneinstrahlung wie 
2003, aber es gibt ebenso viele Jahre, die 
unter dem langjährigen Mittel von 1 500 
Sonnenstunden liegen. 
Auch wenn wir die Begriffe vom Kli-
mawandel und Anstieg des Kohlendi-
oxids bald nicht mehr hören können: 
Welchen Einfluss hat denn das CO
2
 tat-
sächlich auf das Pflanzenwachstum? Ei-
nen durchaus positiven! Die Pflanze 
braucht zumWachstum unbedingt Koh-
lendioxid, es wirkt ähnlich wie ein Dün-
ger. Dies war Thema einer wissenschaftli-
chen Abhandlung, die zeigte, dass in den 
Jahren 1950 bis 2000 der CO
2
-Gehalt der 
Luft von 310 ppm auf 360 ppm anstieg, 
pro Jahr also um 1 ppm. In gleicher Weise 
stiegen auch die Rübenerträge. Sie stie-
gen in verschiedenen Regionen zwar auf 
unterschiedlichem Niveau, aber mit der 
genau gleichen Richtung, nämlich nach 
oben. In einer anderen Arbeit wurde der 
natürlichen Luft künstlich Kohlendioxid 
hinzugefügt und festgestellt, dass bei der 
Zuckerrübe das Optimum bei 720 ppm, 
also bei dem doppelten Wert von heute, 
erreicht ist. Jeder möge selbst daraus sei-
ne Schlüsse ziehen. 
Vorläufiges Fazit
Es kann durchaus sein, dass in dieser Be-
trachtung noch einige Faktoren fehlen. 
Was aber bleibt, ist die Erkenntnis, dass 
nicht ein Faktor allein für den deutlichen 
Ertragsanstieg der letzten zehn bis 15 
Jahre verantwortlich ist. Eine große Be-
deutung kommt den Sorten, der Frucht-
folge, der Temperatur und dem CO
2
-Ge-
halt zu, aber auch dem Aussaattermin, 
dem Pflanzenschutz, der Anbauerstruktur 
und der Kopfbewertung gebührt ein An-
teil am Erfolg. Weiter hinten rangieren 
die Anbausysteme, der Niederschlag und 
die Sonnenscheindauer. Der wichtigste 
Faktor und damit die Lorbeeren gebühren 
ganz persönlich gesagt dem Rübenan-
bauer selbst. Nur durch sein Wissen und 
Können, seine Erfahrung und Beobach-
tungsgabe können die genannten Fakto-
ren in den Erfolg, also einen hohen Rü-
ben- und Zuckerertrag, umgesetzt wer-
den. Berater, Züchter, Pflanzenschutzmit-
tel-Hersteller und Maschinenbauer lie-
fern wertvolle Unterstützung. 
Und dann ist da noch Petrus, der 
 hoffentlich immer das richtige Wetter 
schickt.
Dr. willi kremer-Schillings
Pfeifer & Langen Gmbh & co. kG, Jülich
Grafik 4:
Sortentypen 1998 bis 2012
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
Anteil in %
Standard
Rizomania
Nematoden
Rhizoctonia
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
Grafik 5:
Monatsmitteltemperaturen NRw
Vergleich 1913 bis 1932 zu 1993 bis 2012
Januar
Februar
März
April
Mai
Juni
Juli
August
September
Oktober
November
Dezember
0
2
4
6
8
10
12
14
16
18
20
Mittelwert 1913–1932
Mittelwert 1993–2012
ernten, was gewachsen ist. unter diesemMot-
to werden immer wieder Roderfahrerschulun-
gen durchgeführt, was auch zu besseren ernte-
ergebnissen führt.
a k T u e L L e S
P o L I T I k M a R k T B e T R I e B S w I R T S c h a F T
a N B a u
T e c h N I k Z u c k e R
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