LZ 19 · 2013
Z U C K E R R Ü B E N
J O U R N A L
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Z u c k e R T e c h N I k
a N B a u
B e T R I e B S w I R T S c h a F T M a R k T
P o L I T I k a k T u e L L e S
Zwischenfruchtanbau imwandel?
Zwischenfrüchte bieten viele Vorteile
Ein weiteres, sehr wichtiges Argument ist
die Reduzierung der Nitratauswaschung
nach der Ernte der Hauptkulturen. In
Wasserschutzgebieten ist die finanzielle
Förderung des Zwischenfruchtanbaus
seit Jahrzehnten ein fester und nicht er-
setzbarer Baustein des Grundwasser-
schutzes. Im Rahmen der EU-Wasserrah-
menrichtlinie gibt es seit ein paar Jahren
in festgelegten Gebietskulissen auch För-
dermöglichkeiten außerhalb von klassi-
schen Wasserschutzgebieten. Die Dünge-
Verordnung (VO) erlaubt die herbstliche
Ausbringung vieler organischer Dünger
auf Äckern nur zu Zwischenfrüchten,
Winterraps und zur Strohausgleichsdün-
gung. Auch hier hat der Zwischen-
fruchtanbau in Verbindung mit der orga-
nischen Düngung eine Schlüsselrolle, die
er auch nach der anstehenden Novellie-
rung der Dünge-VO in Zukunft nicht ver-
lieren wird.
Seit 1980 hat der Anbau von Ölrettich
und Senf eine weitere wesentliche Aufga-
be bekommen. Mit der Sorte Pegletta
wurde damals die erste nematodenresis-
tente Ölrettichsorte zugelassen. Pegletta
folgten schnell weitere Ölrettich- und
Senfsorten mit höherem Resistenzgrad
und verbesserten sonstigen Wuchseigen-
schaften. Bei früher Aussaat, haupt-
fruchtmäßiger Bestellung und günstiger
Herbstwitterung ermöglichen diese Sor-
ten eine Reduzierung des Heterodera-Be-
falls um 40 bis 60 %, im Optimalfall sogar
ummaximal 80 %. Weitere Argumente
mit zunehmendem Stellenwert pro Zwi-
schenfruchtanbau sind Diskussionen
über Blühaspekte und Pollenangebote für
Insekten im Spätherbst und das Argu-
ment „Augenschmaus“ für Verbraucher.
Argumente für den Zwischenfruchtan-
bau gibt es also mehr als genug. Es gibt
allerdings auch Argumente, die gegen
den Zwischenfruchtanbau sprechen kön-
nen. In Regionen mit knapper Wasserver-
sorgung sehen Landwirte Zwischenfrüch-
te oftmals eher skeptisch. Der Anbau ist
nicht unbedingt preiswert und gelingt in
trockenen Jahren nicht immer optimal.
Bei geringen Winterniederschlägen fehlt
der Folgekultur im folgenden Frühjahr
das Wasser, das die Zwischenfrüchte im
Herbst verbraucht haben.
Einen Dämpfer hat der Zwischen-
fruchtanbau in Rübenfruchtfolgen mit
der Einführung von nematodentoleran-
ten Zuckerrübensorten bekommen. Viele
Landwirte haben sich gefragt, warum sie
zusätzlich Geld für den Anbau von Ölret-
tich oder Senf ausgeben sollen, wenn to-
lerante Zuckerrübensorten im Normalfall
ertraglich nicht auf den Nematodenbe-
satz im Boden reagieren. Viele haben da-
her vom klassischen Mulchsaatverfahren
mit Zwischenfrucht zum Anbauverfahren
mit Stroh- oder Stoppelmulch gewech-
selt. Der verstärkte Einsatz organischer
Dünger aus dem In- und Ausland hatte
die Argumente „Förderung des Bodenle-
bens“ und „Humusaufbau“ durch Zwi-
schenfruchtanbau zwischenzeitlich eben-
falls entkräftet.
Nach der Talsohle des Zwischen-
fruchtanbaus außerhalb von Wasser-
schutzgebieten ist in den letzten beiden
Jahren wieder ein größeres Interesse am
Zwischenfruchtanbau festzustellen. Im
Ackerbau wird aufgrund gestiegener Prei-
se wieder Geld verdient. Viele Landwirte
sind daher bereit, mehr Geld in eine mög-
liche Verbesserung der Bodenfruchtbar-
keit zu stecken.
empfehlungen zu klassischen
Zwischenfrüchten
Phacelia sollte bis spätestens Mitte Au-
gust mit einer Aussaatmenge von 10 bis
12 kg/ha ausgesät werden. Als Dunkel-
keimer verlangt Phacelia in der Regel eine
Pflugfurche zur Erstellung eines guten
Saatbettes. Die feinstängelige Frucht hat
zumeist eine gute Anfangsentwicklung,
friert über Winter sehr sicher ab und bil-
det durch eine hohe Bodenbedeckung ei-
nen wirksamen Erosionsschutz im Früh-
jahr. Auch eine Mulchsaat ohne Saatbett-
bereitung ist möglich. Aufgrund der ho-
Für den anbau von Zwischenfrüchten in Zuckerrübenfruchtfol-
gen gibt es viele argumente. Zwischenfrüchte bieten die Mög-
lichkeit zur auflockerung von Fruchtfolgen, lockern den Boden,
bieten Nahrung für Bodenorganismen im Spätsommer und
herbst, fördern den humusaufbau und reduzieren bei Parzel-
len mit hanglagen in Verbindung mit Mulchsaaten wesentlich
die erosionsgefährdung.
Der klassische Zwi-
schenfruchtanbau
gewinnt wieder an
Bedeutung.
Foto: agrar-press