Zuckerrüben Journal Nr. 1/2015 - page 9

LZ 10 · 2015
Zuckerrübenjournal
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A N B A U
B E T R I E B S W I R T S C H A F T | M A R K T | P O L I T I K | A K T U E L L E S |
D
er „Nichtwinter“ hinterließ gras-
grüne Zwischenfruchtbestände,
deren Beseitigung vor allem beim Öl-
rettich Zeit, Geld und Nerven kostete.
Der Februar war trocken und unge-
wöhnlich warm. Erste Rüben wurden
schon Ende Februar gesät. Im Kernge-
biet der Köln-Aachener Bucht waren
zum kalendarischen Frühjahrsbeginn
am 21. März schon fast 80 % der Rüben
in der Erde. Die Saat fand somit ei-
gentlich im Winter statt. Der Nieder-
rhein hinkte witterungsbedingt bei der
Aussaat um etwa zehn Tage hinterher.
Wer bei den sehr frühen Terminen
zu lange zögerte, hatte aufgrund der
anhaltenden Trockenheit mehr Proble-
me bei der Saatbettbereitung und
beim Auflauf. Bestände mit Etagenrü-
ben waren hier die logische Konse-
quenz. Die extrem frühe Saat führte zu
einem sehr frühen Reihenschluss und
den bekannten Rekorderträgen.
Gegen eine sehr frühe Aussaat
spricht nach diesen Ergebnissen gar
nichts – oder? Das stimmt, wenn opti-
male Bodenverhältnisse herrschen und
die Rüben zügig keimen und auflaufen
können. Extreme Frühsaaten haben
natürlich immer eine Tendenz zu
mehr Schossern.
Wie sieht es aktuell auf
den Feldern aus?
Die positive Erinnerung an 2014 sind
die extrem hohen Erträge. Nicht ver-
gessen wird man aber auch die kriti-
schen Bodenverhältnisse des Jahres.
Zunächst war das Jahr trocken. Dann
aber setzte ein nicht endend wollender
Dauerregen ein, der hohe Erträge her-
anwachsen ließ, gleichzeitig aber die
Ernte der Kulturen erschwerte und da-
bei die Bodenstruktur extrem bean-
spruchte. Schon lange sind alle Stand-
orte wassergesättigt. Die Bodenstruk-
tur ist nach einem Jahr ohne Frostgare
und extrem strapazierte Böden auch
optisch sichtbar deutlich angeschla-
gen. Der Boden krümelt nicht und
weist auch im Oberboden eher ein ne-
gativ zu beurteilendes Bodengefüge
auf. Möglicherweise notwendige und
sinnvolle Lockerungsmaßnahmen wa-
ren bislang nicht möglich. Daran wird
sich aufgrund der Wassersättigung
wohl auch bis zum Frühjahr nichts
mehr ändern. Bei der Rübenbestellung
2015 wird man, falls nicht doch noch
bald ein deutlicher Wintereinbruch
folgt, auf diese kritischen Verhältnisse
Rücksicht nehmen und sehr vorsichtig
zu Werke gehen müssen. Bodenstruk-
tur muss immer vor Aussaattermin ge-
hen.
Was passiert mit den
Zwischenfrüchten?
Abzuwarten bleibt auch, was letztend-
lich mit den Zwischenfruchtbeständen
geschieht und ob auch Ölrettich sicher
abfriert. Noch sind die Bestände grün
und vital. Ein Abschlegeln bei durch
Frost gut tragfähigen Böden war mög-
lich. Für einen Umbruch durch eine
Bodenbearbeitung sind die Böden aber
zu nass. Sollte die Situation sich nicht
noch ändern, muss aufgrund der Er-
fahrungen aus 2014 möglichst frühzei-
tig an den Glyphosateinsatz gedacht
werden. Hierbei sind ausreichend ho-
he Aufwandmengen und genug Wir-
kungstage zur sicheren Wirkstoffauf-
nahme und -verteilung in der Pflanze
vorzusehen. Dies gilt besonders in
dünnen und lückigen Beständen oder
Zwischenfruchtmischungen mit gerin-
gen Ölrettichanteilen und zwangsläu-
fig dicken Rettichen.
Wenn es witterungsbedingt zwi-
schen Glyphosateinsatz und erster Bo-
denbearbeitung zeitlich knapp wird,
haben teurere Premiumprodukte auf-
grund der schnelleren Wirkstoffauf-
Die Weichen bis zur
Saat richtig stellen
Wird man Landwirte in zehn Jahren nach „besonderen Jahren“
beim Rübenanbau befragen, wird das Jahr 2014 wahrscheinlich da-
bei sein. Besonderheiten gab es im letzten Jahr genug.
nahme kleine Vorteile, die man nutzen
sollte. Auch der Zusatz guter Additive
bringt unter kritischen Bedingungen
im Zweifel Wirkungsvorteile. Fahren
Sie auf keinen Fall Mischungen von
Glyphosat und AHL-pur.
Mit der Vorbereitung der Saat
kann man schon jetzt beginnen
In den kommenden Tagen können in
der Maschinenhalle oder der Werkstatt
die ersten Grundlagen für eine optima-
le Rübensaat gelegt werden. Die zur
Saatbettbereitung eingeplanten Bo-
denbearbeitungsgeräte und natürlich
besonders die Sägeräte müssen topfit
sein, bevor es mit der Saat losgeht.
Überprüfen Sie insbesondere die
Säschare und Zellenräder. Eine gute
Hilfestellung bei der Überprüfung der
Sägeräte ist der LIZ-Sägeräte-Check,
den Sie auf der Seite
de finden.
Böse Überraschungen bei der Quali-
tät von überlagertem Saatgut sollte
man ebenfalls vermeiden. Die Risiken
Früh säen ist
schön, wenn die
Bedingungen pas-
sen. Im Zweifel
sollte man aber
Rücksicht auf die
Bodenstruktur
nehmen und lie-
ber noch warten.
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