LZ 29 · 2016
Zuckerrübenjournal
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| Z U C K E R | T E C H N I K | A N B A U | B E T R I E B S W I R T S C H A F T
M A R K T
P O L I T I K | A K T U E L L E S |
markt glaubt er, dass der europäische
Zuckermarkt kontrollierter abläuft.
„Zucker ist keine Massenproduktion.“
Mit dem Verhandlungsergebnis ist
er grundsätzlich zufrieden. „Der Ver-
band hat gut verhandelt, auch wenn
wir jetzt mehr Risiko tragen, aber es ist
gerecht verteilt.“ Dorsemagen liefert
nach Appeldorn, das sind rund 24 km.
Nicht ausreichend findet er die Frühlie-
ferprämie. „In den letzten Jahren gab es
im Oktober und November immer noch
gute Zuwächse. Wenn man im Septem-
ber seine gesamte Rübenmenge liefern
muss und diese Zuwächse nicht mehr
mitbekommt, ist das bitter.“
Dr. Achim Siepen aus Nörvenich
wird seine Rübenfläche zwar um etwa
10 % ausdehnen, das Angebot von Pfei-
fer & Langen somit aber nicht in vol-
lem Umfang annehmen.
„Zum einen
sind nicht alle Böden im Betrieb rüben-
fähig und zum anderen setze ich auf ei-
ne vierjährige Fruchtfolge, um die ho-
he Ertragsfähigkeit der Parzellen zu er-
halten.“ Er hat sich zu 100 % für das
Flexpreismodell entschieden, aber nur
80 % der Menge für drei Jahre festge-
legt. „Mit den restlichen 20 %, die ich
für ein Jahr festgemacht habe, möchte
ich flexibel bleiben, um je nach Flä-
chengröße reagieren zu können.“
Erwartungsgemäß sei der neue Ver-
trag nicht so gut wie die alte Marktord-
nung, aber Siepen ist trotzdem zufrie-
den. „Ich habe mit einem schlechteren
Ergebnis gerechnet“, gibt er ehrlich zu.
„Ich bin optimistisch und hoffe, dass
sich der Zuckerpreis noch positiv ent-
wickeln wird.“
Seine Rüben werden nach Euskir-
chen geliefert, das rund 23 km vom Be-
trieb entfernt liegt. „Insofern haben
wir Glück, dass sich die Einsparung
der Kosten für das Reinigen und Laden
in etwa mit der Transportbeteiligung
deckt. Allerdings wundert mich, dass
die innere Qualität der Rüben bei dem
neuen Vertrag keine Berücksichtigung
mehr findet. Das war doch immer ein
Anreiz für die Rübenanbauer und hat-
te ja auch Vorteile für die Verarbeitung
in der Fabrik.“
Die Rübenfläche deutlich auswei-
ten wird das Rittergut Bassenheim in
der Nähe von Koblenz.
Uwe Osterloh,
Verwalter des Ackerbaubetriebes, er-
klärt: „Wir bewirtschaften rund 550 ha
und können in den nächsten Jahren
die Gesamtfläche des Ackerbaubetrie-
bes noch ausweiten. Deshalb dehnen
wir die Rübenfläche von 50 bis 55 ha
in Zukunft auf 77 ha aus, dann bauen
wir auf den rübenfähigen Flächen alle
vier Jahre Rüben an.“ Auch er hat sich
für das Flexpreismodell für drei Jahre
entschieden. „Die Zuckerrüben passen
bei uns gut in die Fruchtfolge und hier
gibt es nicht so viele andere Alternati-
ven. Hackfrüchte sind bei uns stabiler
im Ertrag als Getreide, deshalb haben
wir nicht für ein Jahr abgeschlossen.“
Der Betrieb liegt rund 77 km von
der Zuckerfabrik Euskirchen weg. Kal-
kuliert hat er den künftigen Rübenan-
bau auf den alten Frachtkosten und
hofft, dass die noch auszuhandelnden
Bedingungen in etwa die gleiche Grö-
ßenordnung haben werden. Damit
spricht er sicher vielen Anbauern in
seiner Region aus der Seele, denn das
Maifeld liegt weit weg von der Fabrik.
„Sicher müssen wir einen Teil der Kos-
ten mit den 25 % Frachtbeteiligung
tragen, aber die können wir zu et-
wa einem Drittel mit den bishe-
rigen Kosten für das Laden und
Reinigen verrechnen. Wir wün-
schen uns, dass unsere Region
gleichwertig zu den anderen Re-
gionen, die näher an den Fabri-
ken liegen, behandelt wird.“
Für die Zukunft hat er
positive Erwartungen
und hofft, dass die Prei-
se fest bleiben und sich
die Rübe weiter rech-
net. „Der Verband hat
gut verhandelt. In unse-
rer Region machen viele
Berufskollegen weiter.
Ich hoffe, dass der Zu-
ckerpreis sich gut ent-
wickelt, und falls
nicht, überleben wir
die drei Jahre auch.“
Im Betrieb von
Familie Schlabes
aus Hamminkeln-Brünen gab es noch
nie Zuckerrüben.
Wie viele Landwirte
in der Region nutzt Fabian Schlabes
jetzt die Gelegenheit, in den Rübenan-
bau einzusteigen. „Eigentlich wollten
wir Sommergetreide säen, aber dann
ergab sich die Möglichkeit, über Zu-
pacht noch kurzfristig 8,5 ha Rüben zu
säen“, so der Landwirt.
Bisher hat der Milchvieh- und
Ackerbaubetrieb eine Getreide-Mais-
Fruchtfolge angebaut. In Zukunft will
Schlabes gerne 9 ha Rüben anbauen,
die er für drei Jahre mit Flexpreismo-
dell bei Pfeifer & Langen angemeldet
hat. Bisher hat der Betrieb immer
Gras- und Maissilage verkauft. „Das
war in den letzten Jahren sehr interes-
sant, aber gute Preise
waren zu Beginn
des Jahres nicht in
Aussicht. Deshalb
erschien uns das
Angebot mit den
Rüben interes-
sant.“ Da es
im Betrieb
noch keine
Rübentech-
nik gibt,
hat der
Lohnun-
ternehmer
die Saat
übernom-
men und wird die Ernte übernehmen.
„Wir sind erst einmal vorsichtig
beim Anbau und fragen viel, aber ich
denke, wenn man ein paar Mal Rüben
angebaut hat, ist das hinzukriegen. Im
Moment sehen unsere Rüben ganz gut
aus“, erklärt Fabian Schlabes schmun-
zelnd.
Für die Zukunft hofft er natürlich
auf gute Zuckerpreise. Lieber hätte er
die Zuckerrübe erst einmal für ein
Jahr und nicht gleich für drei Jahre
festgemacht, aber er hatte Angst,
dass keine Mengen mehr zu be-
kommen sind. „Wir wollten auf
jeden Fall dabei sein, aber wir
sind auch vom Milchmarkt
geprägt: Wenn der Rüben-
preis fix gewesen wäre,
wäre uns der dreijährige
Abschluss sicher leichter
gefallen. Zur Not werden
wir die drei Jahre durchste-
hen, aber dass das nötig ist,
davon gehen wir erst einmal
nicht aus.“
Natascha Kreuzer
Fabian Schlabes
aus Hamminkeln
hat in diesem Jahr
zum ersten Mal
Rüben angebaut.
Georg Grooten
aus Aachen wird
nicht mehr Rüben
anbauen.
Dr. Achim Siepen
aus Nörvenich
wird rund 10 %
mehr Rüben
anbauen.
Fotos: Privat