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Zuckerrübenjournal
LZ 29 · 2016
| A K T U E L L E S | P O L I T I K
M A R K T
B E T R I E B S W I R T S C H A F T | A N B A U | T E C H N I K | Z U C K E R |
Am liebsten mit
Flexpreismodell
Bis Ende Mai mussten die Rübenanbauer melden, wie viele Rüben sie künftig anbau-
en wollen. Dabei standen das Flexpreis- und ein Sicherheitsmodell zur Auswahl, dazu
kam noch eine ein- oder dreijährige Laufzeit. Das Journal hat einige Betriebsleiter ge-
fragt, wie sie sich entschieden haben.
rungen an den Märkten, in ihren Be-
trieben und der Schlagauswahl reagie-
ren zu können.
Die Rübenanbauer sicherten sich
97 % der Vertragsliefermenge dreijäh-
rig. Dies ist eine sehr gute Basis und
ein deutlich positives Zeichen für den
Rübenanbau und die Zuckergewin-
nung im Rheinland. In den kommen-
den Jahren wird P&L in Abhängigkeit
vom Zuckerbedarf und von der Markt-
lage zusätzliche einjährige Mengenan-
gebote machen. Die Betriebe haben
dann die Möglichkeit, ihren Rübenan-
bau neu zu justieren.
Journal: Gibt es auch Betriebe, die
ganz aus dem Rübenanbau ausgestie-
gen sind oder im Gegenteil: Wie viele
Landwirte steigen neu in den Anbau
ein?
Leipertz:
Leider haben sich derzeit
auch einige wenige Rübenanbauer mit
geringem Flächenpotenzial gegen die
Zuckerrübe entschieden. Erfreulicher-
weise beginnen aber auch rund 50
ehemalige Rübenanbauer, die ihre
Quotenrüben verliehen haben, wieder
aktiv mit dem Rübenanbau.
Darüber hinaus steigen bis jetzt
mehr als 70 Landwirte – vor allem am
Niederrhein und im westlichen Müns-
terland – neu in den Zuckerrüben-
anbau ein. Diese Betriebe waren
jahrzehntelang aufgrund der Quoten-
regelung vom Rübenanbau ausge-
schlossen und sehen jetzt die Chance,
eine interessante Kultur in die Frucht-
folge aufzunehmen.
Journal: Ist das Vertragsverfahren
denn nun endgültig abgeschlossen?
Leipertz:
Die Kontrahierung neuer Ver-
tragsmengen für 2017 läuft nun aus.
Damit die Betriebe ihren Anbau für
2017 planen können, hat P&L Anfang
Juli allen Rübenanbauern eine ver-
bindliche Zusage ihrer fest kontrahier-
ten Mengen zugesandt.
Einzelne Betriebe, die noch Bera-
tungsbedarf haben, sollten sich mit ih-
rer Zuckerfabrik in Verbindung setzen,
um noch offene Fragen zu klären. Wei-
tere lokale Inforunden mit potenziel-
len Neuanbauern sind für die kom-
menden Wochen noch geplant.
Damit steht P&L für eine enge
Partnerschaft mit seinen Anbauern
und wir arbeiten gemeinsam an einer
stabilen Zukunft für Zucker aus
Zuckerrüben.
Natascha Kreuzer
„W
ir haben die gleiche Rüben-
menge zugesichert, die wir
auch bisher immer angebaut haben“,
berichtet Georg Grooten aus Aachen.
Der Betrieb kann nur auf einem Teil
seiner Flächen Rüben anbauen, da ei-
nige Flächen für eine extensive
Fruchtfolge im Rahmen einer produk-
tionsintegrierten Ausgleichsmaßnah-
me für eine Baumaßnahme reserviert
sind. „Damit ist unsere Rübenfläche
ausgereizt und es bleibt bei den rund
12 ha, denn ich möchte die Fruchtfolge
nicht zu eng gestalten“, berichtet Groo-
ten, der einen Ackerbau- und Milch-
viehbetrieb bewirtschaftet.
Er hat sich für das
Flexpreismodell mit
dreijähriger Laufzeit entschieden. „Ich
bin sehr gespannt, wie sich der Markt
entwickeln wird. Natürlich denke ich
positiv, aber wir dürfen uns nichts vor-
machen: Der Markt regelt Angebot
und Nachfrage. Es werden auch
schlechte Jahre kommen und der Preis
wird schwanken. Ich denke, die Situa-
tion wird ähnlich wie bei Kartoffeln
werden, wir sind im freien Markt an-
gekommen. Aber wir haben die Ver-
braucher und die Ernährungsindustrie
in der Nähe, das ist ein Vorteil.“
Das Vertragsangebot findet er fair
und transparent. Seine Befürchtungen,
dass Betriebe, die weiter von den Fa-
briken wegliegen, möglicherweise be-
nachteiligt würden, hätten sich nicht
bewahrheitet. Sein Betrieb ist etwa
35 km von der Fabrik in Jülich ent-
fernt. Und das Rheinland stehe im Ver-
gleich zu anderen Regionen beim Rü-
benpreis besser da. Für ihn sind die
drei Jahre jetzt eine Testphase, die
auch kürzer hätte sein können. „In un-
serem Betrieb ginge es auch ohne Rü-
ben, es gibt noch andere interessante
Kulturen.“
Christian Dorsemagen aus Wesel-
Bislich bewirtschaftet einen Ackerbau-
und Putenmastbetrieb.
Bisher hat er
rund 50 ha Rüben angebaut. Christian
Dorsemagen wird seine Vertragsmen-
ge auf 130 % ausdehnen, da der Betrieb
Flächen dazubekommen hat. Er hat in
guten Jahren immer Überrüben ge-
habt, diese Mengen sind in den Men-
genzuwachs eingerechnet.
„Wir hoffen, dass die Rübe wirt-
schaftlich interessant bleibt. Wir ha-
ben uns für das Flexpreismodell für
drei Jahre entschieden, das verspricht
den größten Nutzen.“ Natürlich hofft
auch er, dass der Zuckerpreis steigen
wird, die Prognosen dazu seien ja aktu-
ell ganz gut. Im Gegensatz zum Milch-
Uwe Osterloh aus
demMaifeld will
den Rübenanbau
deutlich ausdeh-
nen.