LZ 29 · 2016
Zuckerrübenjournal
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| Z U C K E R | T E C H N I K | A N B A U | B E T R I E B S W I R T S C H A F T
M A R K T
P O L I T I K | A K T U E L L E S |
So haben die
Rübenanbauer entschieden
Bis Ende Mai mussten die Landwirte bei Pfeifer & Langen ihre gewünschte
Rübenmenge und das Preismodell melden, um in Zukunft beim Rübenanbau dabei zu
sein. Wie die Landwirte sich entschieden haben, hat das Journal Heinz Leipertz von
Pfeifer & Langen (P&L) gefragt.
Journal: Herr Leipertz, Ihr Haus hat
schon zu Beginn der Vertragsverhand-
lungen die Devise ausgegeben, in Zu-
kunft mehr Rüben verarbeiten zu wol-
len. Sind die Landwirte diesem Aufruf
gefolgt?
Leipertz:
Ja, in Summe haben die
Landwirte gut mitgezogen. Von den
Rückmeldungen sind über 85 % der Be-
triebe unserem Angebot, mehr Zucker-
rüben anzubauen, gefolgt. Die Spann-
breite liegt von leichter Ausdehnung
von knapp über 100 % bis zur Verfünf-
fachung des Anbaus. Ein Viertel der
Betriebe hat exakt das Mengenangebot
von 135 % von Pfeifer & Langen ange-
nommen.
Mit diesem Ergebnis ist P&L sehr
gut in die neue Vertragsperiode 2017
bis 2019 gestartet. In den folgenden
Jahren können die landwirtschaftli-
chen Betriebe und P&L den Anbau-
umfang über zusätzliche einjährige
Vertragsmengen in Abhängigkeit der
Marktlage noch nachjustieren.
P&L hat einen auf den gesamten eu-
ropäischen Markt ausgerichteten Zu-
ckervertrieb und möchte diesen Zu-
cker zukünftig möglichst aus Zuckerrü-
ben herstellen. So wie die Landwirte
den Rübenanbau mit uns zusammen
ausdehnen, wird P&L die Rohzucker-
raffination aus Importen reduzieren
oder einstellen. Dabei wird P&L sich
am Bedarf des Marktes orientieren,
und nicht, wie manche Rübenanbauer
befürchten, nur an den Produktionska-
pazitäten. Wir möchten den Zucker
aus der Zuckerrübe produzieren und
damit auch Wertschöpfung in unseren
Regionen generieren.
Journal: Gibt es dabei Unterschiede in
den Regionen? Die Fruchtfolgeanteile
der Rüben sind ja in Jülich beispiels-
weise höher als in Appeldorn?
Leipertz:
Natürlich haben die landwirt-
schaftlichen Unternehmer in Abhän-
gigkeit von Anbaudichte, Sonderkultu-
ren, Bergbaumaßnahmen, Betriebs-
nachfolge oder Transportentfernung
ihre Entscheidung zum zukünftigen
Rübenanbau unterschiedlich getroffen.
So haben zum Beispiel aufgrund einer
deutlich weiteren Rübenfruchtfolge
die Rübenanbauer am Niederrhein
und dem westlichen Münsterland
mehr Vertragsmenge nachgefragt als
im mittleren und südlichen Rheinland.
Mitten in der Köln-Aachener Bucht
spielt der Anbau von wettbewerbsstar-
ken Kulturen, wie Kartoffeln, Möhren
oder Zwiebeln, bei der Fruchtfolgepla-
nung eine größere Rolle, aber auch die
Unsicherheit in Hinblick auf zukünfti-
ger Bergbaumaßnahmen hat regional
die Betriebe in ihrer Entscheidung be-
einflusst.
Einige Rübenanbauer wollen die
Zuckermärkte auch erst einmal beob-
achten und Erfahrung mit den neuen
Vertragsmodellen sammeln. Im ersten
Jahr sind daher sicherlich noch nicht
alle Anbaumöglichkeiten, die eine
dreijährige Fruchtfolge bieten würde,
erschöpft.
Journal: Für welches Preismodell ha-
ben sich die Landwirte entschieden?
Das Sicherheitsmodell war ja auf 30 %
begrenzt. Ist dieser Rahmen ausge-
schöpft worden?
Leipertz:
Nein, bei Weitem nicht. Die
Rübenanbauer sind heutzutage stark
unternehmerisch geprägt und haben
auch mit Alternativkulturen ihre Er-
fahrungen mit volatilen Märkten ge-
macht. Die Zuckerrübe wird im Flex-
preismodell zukünftig in Abhängigkeit
der Zuckererlöse von P&L bezahlt.
Mehr- und Mindererlöse werden zu
50 % zwischen Rübenanbauer und P&L
geteilt.
Die Rübenanbauer haben 90 % der
Vertragsmenge im marktabhängigen
Flexpreismodell kontrahiert. Gut die
Hälfte der Anbauer haben ihre zukünf-
tigen Vertragsliefermengen auf beide
Modelle aufgeteilt. Das Mischungsver-
hältnis beträgt dabei von 50 : 50 bis hin
zu 95 % im Flexpreismodell. Die ande-
ren Anbauer haben das Flexpreismo-
dell für ihre komplette Vertragsliefer-
menge gewählt. Dies ist eine deutliche
Entscheidung für den Markt.
Journal: Die Rübenanbauer konnten
zwischen einer einjährigen und einer
dreijährigen Laufzeit wählen. Wie
sieht denn da die Verteilung aus?
Leipertz:
Die Landwirte müssen in
Fruchtfolgen denken und arbeiten.
Daher suchen sie natürlich eine plane-
rische Sicherheit für ihre Betriebe.
Diesem Bedürfnis trägt die dreijährige
Laufzeit der Verträge Rechnung. Darü-
ber hinaus konnten die Rübenanbauer
auch zusätzlich einjährige Vertragslie-
fermengen zeichnen, um auf Verände-
Heinz Leipertz
Foto: agrar-press