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Zuckerrübenjournal
LZ 19 · 2016
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A N B A U
T E C H N I K | Z U C K E R |
D
ie meisten pflanzenparasitären
Nematoden schädigen ihre Wirts-
pflanzen dadurch, dass sie im emp-
findlichen Jugendstadium in die Wur-
zeln eindringen. Bei Zuckerrüben ver-
ursachen vor allem die Larven des Rü-
benzystennematoden Heterodera
Welche Rolle spielen
Nematoden in der Tiefe?
Um zu klären, wie hoch der Einfluss von Rübenzystennematoden im Unterboden auf
den Zuckerrübenertrag ist, wurde ein dreijähriger Feldversuch in Zusammenarbeit
zwischen dem Julius Kühn-Institut und dem Landwirtschaftlichen Informationsdienst
Zuckerrübe (LIZ) durchgeführt.
schachtii solche Schäden ab dem Auf-
laufen bis in den Juni hinein.
Die Vermehrung der Nematoden in
der Pflanze und die Bildung von zwei
bis drei Generationen im Jahr ist für
Zuckerrüben weitaus weniger schädi-
gend als die Störung der Wurzel zu
Beginn der Pflanzenentwicklung. Aus
diesem Grund bezieht man in allen
Prognosemodellen den zu erwarten-
den Schaden auf die Höhe der An-
fangspopulation (Pi), der in Bodenpro-
ben vor Anbau von Zuckerrüben fest-
gestellt wird. Bei Standardsorten liegt
die Schadschwelle, ab der Ertragsschä-
den statistisch festgestellt werden, bei
500 Eiern und Larven pro 100 ml Bo-
den (EuL/100 ml). Bei Sorten mit Tole-
ranz gegen Rübenzystennematoden
liegt die Schadschwelle deutlich über
1 500 EuL/100 ml.
Seit über 30 Jahren ist bereits be-
kannt, dass H. schachtii auch in Boden-
tiefen bis 90 cm und vermutlich auch
darüber hinaus vorkommen kann. In
aktuellen Untersuchungen der letzten
Jahre konnte dieser Zusammenhang
für alle deutschen Anbauregionen im-
mer wieder bestätigt werden. Die Ver-
teilung im Ober- oder Unterboden ist
nicht immer gleich, sodass sich die Po-
pulationshöhe im Unterboden nicht
aus der des Oberbodens ableiten lässt
(Grafik 1). Für die Anbauberatung sind
vor allem solche Fälle schwierig einzu-
schätzen, bei denen die Pi-Probe für
den Oberboden Populationshöhen un-
terhalb der Schadschwelle anzeigt,
gleichzeitig aber sehr hohe Populati-
onshöhen (in Extremfällen bis über
10 000 EuL/100 ml) im Unterboden
festgestellt werden können.
Aus verschiedenen, teilweise auch
länger zurückliegenden Forschungsar-
beiten geht hervor, dass Larven von
Heterodera schachtii Distanzen von
1 m aus der Tiefe überwinden und in
Wurzeln von Zuckerrüben eindringen
können. Die Ergebnisse dieser Arbei-
ten sind aber nicht auf die Bedingun-
gen im Feld übertragbar. Der Grund
hierfür liegt in der Versuchsanord-
nung, bei der häufig mit Erde und
Sand gefüllte Röhren verwendet wur-
den. Im natürlich gewachsenen Boden
existiert eine charakteristische Schich-
tung mit Bodenhorizonten und unter-
schiedlicher Bodentextur (Körnung)
sowie Poren- und Wurzelverteilung.
Dreijähriger Versuch
Um zu klären, wie hoch der Einfluss
von Rübenzystennematoden im Unter-
boden auf den Zuckerrübenertrag ist,
wurde ein dreijähriger Feldversuch in
Weibchen des
Rübenzysten-
nematoden an
beschädigten
Rübenwurzeln.
sind Jahre, in denen es keinen Frost
gibt. Der Frost unterstützt das Abster-
ben der Zwischenfrüchte. Ansonsten
ist der Einsatz von Glyphosat erforder-
lich. Nicht abgefrorene Zwischenfrüch-
te erschweren die Rübensaat und die
Unkrautbekämpfung. Besonders hart-
näckig ist Ölrettich, der aus den dicke-
ren Rettichen wieder austreibt. Hier
helfen dann nur noch der mehrmalige
Einsatz von Debut und eine dickere
Aussaat von Ölrettich mit mindestens
20 bis 25 kg/ha, um das Dickenwachs-
tum der Rettiche einzugrenzen.
Besonders gut ist, wenn bei Frost
möglichst tief gehäckselt werden kann.
Dann dringt der Frost schneller ein
und die Rettiche sterben besser ab. Das
war in diesem Jahr gut zu beobachten.
Bestände, die im Herbst gemulcht wur-
den und wieder austrieben, haben den
Frost im Januar überstanden. Bestände,
die bei Frost gemulcht wurden, treiben
nicht mehr aus.
Das zeigt, dass kurze günstige Pha-
sen mit Frost genutzt werden müssen,
um Zwischenfrüchte zu mulchen und
gegebenenfalls auch zu walzen, damit
der Frost besser eindringen kann.
Fazit
Für den Boden und die Bodenlebewe-
sen sowie zur Bindung von überschüssi-
gem Stickstoff ist der Anbau von Zwi-
schenfrüchten immer sinnvoll. Üppige
Bestände mit kräftigemWurzelwachs-
tum, wie sie zur biologischen Nemato-
denbekämpfung im Zuckerrübenanbau
gebraucht werden, sind nach Einfüh-
rung der neuen Dünge-VO kaum noch
zu etablieren. Jedoch ist auch beim An-
bau von Zwischenfrüchten zwecks
Greening in den vorgeschriebenen Mi-
schungen bei Zuckerrübenfruchtfolgen
auf den Einsatz von nematodenresisten-
ten Sorten zu achten. Je nachdem, wel-
che weiteren Fruchtfolgeglieder oder
Bodenschädlinge vorhanden sind, wird
die Wahl der richtigen Zwischenfrucht
zusätzlich erschwert. Dies gilt beson-
ders beim Greening, wo mindestens
zwei Arten gemischt werden müssen.
Jörg Klingenmaier
Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen
Kreisstelle Aachen, Düren, Euskirchen