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Zuckerrübenjournal
LZ 19 · 2016
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A N B A U
T E C H N I K | Z U C K E R |
on, aufgehellten oder welken Blättern,
beobachtet werden. Obwohl eine emp-
findliche Normalsorte eingesetzt wur-
de, blieb der Nematodenbefall ohne
Schadsymptome. Vermutlich hängt
dies mit der guten Wasser- und Nähr-
stoffverfügbarkeit an diesem Standort
zusammen.
Die Ergebnisse deuten zunächst
einmal darauf hin, dass kein Risiko
von Nematoden im Unterboden aus-
geht, auch wenn hohe Populations-
dichten vorhanden sind. Unklar bleibt
allerdings, ob sich andere Rübensorten
hierin unterscheiden, wenn sie in ei-
nem empfindlichen Wachstumsstadi-
um bereits größere Bodentiefen durch-
dringen. Im Zeitraum zwischen Saat
und dem Stichtag 1. Juni wurden im
Unterboden lediglich um 1 °C geringe-
re Bodentemperaturen gemessen als
im Oberboden. Die Temperaturunter-
schiede erklären also nicht, weshalb
Nematoden im Unterboden keinen Er-
tragseinfluss ausgeübt haben. Offen-
sichtlich dringen Larven unter Feldbe-
dingungen innerhalb des für Rüben
empfindlichen Zeitfensters nicht aus
dem Unter- in den Oberboden vor und
befallen dort Wurzeln.
Vermehrung im Unterboden?
Das bedeutet aber nicht, dass sich Ne-
matoden im Unterboden nicht entwi-
ckeln können. So wurden 2015 in ei-
nem repräsentativen Bereich von An-
fangspopulationsdichten (Pi) deutlich
höhere Vermehrungsraten im Unter-
boden festgestellt als im Oberboden
(Grafik 3). In keinem Anbaujahr folgte
die Verteilung der Vermehrungsrate
im Ober- oder Unterboden einer be-
stimmten Regel. Im Gegensatz zu 2015
konnten auch gleich hohe Vermeh-
rungsraten (2013) oder auch niedrigere
Vermehrungsraten (2014) festgestellt
werden. Es deutet einiges darauf hin,
dass ein Zusammenhang zwischen
Wasserverfügbarkeit, Wurzelvertei-
lung und vertikaler Verteilung von
Nematoden existiert, der je nach Wit-
terung auch jahresspezifisch auftreten
kann.
Schwierig einzuschätzen ist, wie die
Vermehrungsrate verschiedener Sor-
ten vor diesem Hintergrund bewertet
werden kann. Zudem ist völlig unbe-
kannt, ob es während der Vegeta-
tionsphase nach dem Herauswachsen
der Zuckerrübe aus dem schädigenden
Stadium zu passiven oder aktiven Be-
wegungen von Nematoden innerhalb
des Bodenprofils kommt oder ob sich
Nematoden nur innerhalb einer be-
stimmten Bodenschicht aufhalten.
Fazit
Es gibt keinen Hinweis auf ein Schad-
risiko durch Rübenzystennematoden
im Unterboden unter praxisüblichen
Feldbedingungen. Die Höhe der Ver-
mehrungsrate verteilt sich auf Ober-
und Unterboden jahresspezifisch un-
terschiedlich. Hohe Ertragseinbußen
durch Nematoden treten unabhängig
von sichtbaren Symptomen auch auf
Hochertragsstandorten und auch in
Rekorderntejahren auf.
Dr. Matthias Daub
Julius Kühn-Institut (JKI), Institut für
Pflanzenschutz in Ackerbau und Grünland
Grafik 3 : Vermehrungsraten von Rübenzystennematoden in Ober-
und Unterboden unter Anbau einer Normalsorte in Wissersheim
Zur Vorbereitung
der Versuche wur-
den Zwischen-
früchte eingesät.
Fotos:
Dr. Matthias Daub
In dieser Ver-
suchsparzelle sind
die Parzellen aus
dem Vorjahr gut
zu erkennen. Hier
wurden unter-
schiedliche Nema-
todenstärken ein-
gestellt.