LZ 19 · 2016
Zuckerrübenjournal
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A N B A U
B E T R I E B S W I R T S C H A F T | M A R K T | P O L I T I K | A K T U E L L E S |
können bei Getreidevorfrucht pro-
blemlos durch einen Zwischen-
fruchtanbau behoben werden.
Aus phytosanitärer Sicht sind auch
Kartoffeln relativ unproblematisch. In
den letzten Jahren war aufgrund des
Ausbleibens von stärkerem Frost aber
immer mehr mit Durchwuchskartof-
feln zu kämpfen. In den Zuckerrüben
gibt es hierfür keine zufriedenstellen-
den chemischen Bekämpfungsmög-
lichkeiten. Ein unmittelbarer Anbau
von Kartoffeln vor Zuckerrüben ist des-
halb möglichst zu vermeiden.
Ist Raps von Nachteil?
Blicken wir nun auf die Arten, die für
Zuckerrüben als weniger gute Vor-
früchte zu betrachten sind. Bei diesen
Kulturen sollte mindestens eine ein-
jährige, besser noch zweijährige An-
baupause vor Zuckerrüben eingehal-
ten werden. Hier ist zunächst der Raps
zu nennen, der in den letzten Jahren
vermehrt in Zuckerrübenfruchtfolgen
Einzug gehalten hat. Etliche Anbauer
und Berater werden widersprechen
und den Raps nicht als problemati-
sches Fruchtfolgeglied für die Zucker-
rübe betrachten. Der Raps wird doch
im Allgemeinen wegen seines positi-
ven Einflusses auf die Bodenstruktur
und die Förderung des Bodenlebens
sehr geschätzt. Allerdings ist beim
Rapsanbau eine gewisse Durchwuchs-
problematik nicht zu vermeiden. Au-
ßerdem ist der Raps auch eine Wirts-
pflanze für Rübenzystennematoden.
Die Kombination aus diesen beiden
negativen Eigenschaften zwingt den
Rübenanbauer zu einem sehr sorgfälti-
gen Stoppelmanagement und konse-
quenter Durchwuchsrapsbekämpfung.
In der Theorie funktionieren vier-
jährige Fruchtfolgen mit Zuckerrüben,
Getreide und Raps sehr gut. In der Pra-
xis begegnen einem aber immer wie-
der mehr oder minder große Unkraut-
probleme, sodass man sich sehr wohl
überlegen sollte, ob und wie viel Raps
in Fruchtfolgen mit Zuckerrüben ange-
baut wird. Raps als Problemunkraut in
den Rüben könnte seinen Schrecken
verlieren, wenn der Anbau von Rüben-
sorten Einzug hält, in denen auch ALS-
Hemmer als Herbizide eingesetzt wer-
den können.
Und Mais?
Mais als Vorfrucht zu Rüben ist aus
ganz unterschiedlichen Gründen we-
nig geschätzt. Die Rübe reagiert sehr
empfindlich auf Störungen in der Bo-
denstruktur. Gerade bei der Maisernte
ist die Gefahr groß, dass die Boden-
struktur negativ beeinflusst wird. Der
Mais hinterlässt ähnlich wie das Ge-
treide auch keine besonders gute Bo-
dengare, es fehlt aber die Möglichkeit,
eine strukturverbessernde Gründün-
gungszwischenfrucht anzubauen.
Außerdem ist Mais wie auch die Rü-
be eine Wirtspflanze für den Erreger
der späten Rübenfäule (Rhizoctonia
solani). Dieser Pilz kann zum einen als
Dauersporen (Sklerotien) über lange
Zeit im Boden konserviert werden, zum
anderen ist er aber auch in der Lage, in
aktiver Form als Pilzgeflecht (Mycel)
mehrere Jahre an nicht verrotteter or-
ganischer Substanz zu überdauern.
Dies ist gerade beimMais ein Problem,
da die unteren Stängelteile und der
Wurzelstock sich nach dem Unterpflü-
gen nur sehr langsam im Boden zerset-
zen. Besonders hoch ist das Risiko,
wenn der Mais unmittelbar vor den Rü-
ben steht. In diesen Fällen kann es am
ehesten auch zu Nachbauproblemen
von Maisherbiziden kommen. Das Risi-
ko lässt sich durch eine gezielte Mittel-
wahl und angepasste Aufwandmengen
aber weitgehend reduzieren.
Ähnliche Probleme wie bei der Vor-
frucht Mais sind auch bei mehrjähri-
gem Feldfutter zu erwarten. Durch die
verzögerte Rotte der großen Wurzel-
masse geht auch von der Vorfrucht
Feldgras ein erhöhtes Rhizoctonia-
risiko aus. Zusätzlich ist mit einer er-
höhten Stickstoffmineralisation zu
rechnen, die die Qualität der Zucker-
rüben negativ beeinflusst. Auch etliche
Schädlinge treten vermehrt nach län-
gerem Ackergras auf, wie zum Beispiel
Drahtwurm oder Tipula-Larven.
Zusammenfassend lässt sich zu den
Fruchtfolgeansprüchen für die Rübe
Folgendes festhalten:
◾
Die Grenze dessen, was noch als
günstig angesehen werden kann,
liegt heute nicht mehr pauschal bei
25 % Rübenanteil.
◾
Jenseits von 33 % Zuckerrübenanteil
ist aber mit erheblichen Mehrauf-
wendungen und Ertragsverlusten
zu rechnen, die den zukünftigen
Rahmenbedingungen des Zuckerrü-
benanbaus nicht mehr gerecht wer-
den.
◾
Entscheidender als das Fruchtfolge-
intervall ist die Vorfruchtwirkung
der anderen Fruchtfolgeglieder.
Ausblick
Eine gewisse Ausdehnung des Anbaus
ist in vielen Betrieben aus pflanzenbau-
licher Sicht noch problemlos machbar
und demWunsch der Zuckerindustrie
nach einer besseren Auslastung der
Verarbeitungsanlagen könnte entspro-
chen werden. Solange die vorhandenen
Verarbeitungskapazitäten im Rhein-
land bestehen bleiben, sind deshalb
auch keine gravierenden Änderungen
der bisherigen Rübenfruchtfolgen zu
erwarten. Die Rübe konkurriert künftig
wohl stärker mit den klassischen Acker-
kulturen wie Getreide, Raps und Mais
um entsprechende Anbauflächen.
Klaus Theobald
Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen
Kreisstelle Kleve, Wesel
Nicht nur das
Fruchtfolgeinter-
vall ist wichtig für
hohe Rübener-
träge, sondern
auch die Vor-
fruchtwirkung
der anderen
Fruchtfolge-
glieder.
Foto:
Twan Wiermans