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LZ 19 · 2016

Zuckerrübenjournal

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| Z U C K E R | T E C H N I K | A N B A U

B E T R I E B S W I R T S C H A F T

M A R K T | P O L I T I K | A K T U E L L E S |

weizen ergibt sich neben den arbeits-

wirtschaftlichen Vorteilen auch ein ge-

ringeres Risiko von Ertrags- und Quali-

tätseinbußen bei der dreijährigen

Fruchtfolge gegenüber der vierjährigen

Folge mit dem engeren Erntezeitfenster.

Das heißt, durch die längeren Ernteperi-

oden mit Gersten- und Weizenernte

sollte in der Regel ein geringeres Witte-

rungsrisiko gegeben sein. Das lässt zum

Beispiel geringere Trocknungskosten er-

warten und mindert das Risiko von Aus-

fall und Auswuchs beim Erntegut.

Deckungsbeitrag

Neben der Zuckerrübe, die im Trend

erhebliche Ertragszuwächse verzeich-

net, hat auch die Wintergerste in den

letzten Jahren deutliche Ertragsfort-

schritte erzielen können und gegen-

über Winterraps und anderen Getrei-

dearten zugelegt.

In der Deckungsbeitragsrechnung

zum Fruchtfolgevergleich (Tabelle 2)

liegt die Anbaufolge mit Zuckerrüben-

Winterweizen – Winterraps – Winter-

weizen knapp vor der dreijährigen

Fruchtfolge mit Wintergerste. Zieht

man aber alle ackerbaulichen Aspekte

mit in Betracht, dann schwindet der

Vorteil.

Im südlichen Rheinland kommt die

Wintergerste mit dem etwas stärkeren

Ertragsrisiko durch Trockenschäden

besser zurecht als der Winterweizen.

Der Winterraps hat standortbedingt

leichte Ertragsvorteile im Westen des

Rheinlandes und rechtsrheinisch in

der Region Mettmann. Am einzelnen

Standort kann daher das Leistungsver-

hältnis zwischen Wintergerste und

Winterraps die Vorzüglichkeit für die

jeweilige Fruchtfolge mitbestimmen

(siehe Tabelle 3). Erreicht zum Beispiel

unter der gegenwärtigen Marktpreissi-

tuation die Wintergerste weniger als

den doppelten Rapsertrag, dann

spricht einiges für die Rapsfruchtfolge,

liegt der Gerstenertrag hingegen deut-

Tabelle 4: Berechnung der gewünschten Zuckerrüben-Vertragsliefermengen ab 2017

mittlerer Rübenertrag t/ha

Schnitt der letzten

3 bis 5 Jahre

x verfügbare

Anbaufläche ha

x Faktor Zuckergehalt

Umrechnung Ø-ZG

auf 16 %

=

Vertragsliefermenge t

(bei 16 % Zuckergehalt)

Ø ZG – 1,8 % Ausbeuteverlust

16,0 % – 1,8 % Ausbeuteverlust

Bei-

spiel:

85

x

15

x 1,12

17,7 – 1,8

16,0 – 1,8

=

1 428

Mein

Betrieb:

......................

x

......................

x

.......................................

=

......................

ZG = Zuckergehalt; Ø = Durchschnitt

Tabelle 2: Schätzungen für eine Fruchtfolge-Deckungsbeitragsrechnung 2017

Deckungsbeitrag (DB) je Fruchtart

DB/Jahr in der Fruchtfolge

Fruchtart:

Rübe

Raps

Weizen Gerste ZR-WW-Raps-WW ZR-WW-WG

variable Kosten €/ha/a:

1 266

721

729

710

861

902

Ertrag t/ha*:

82,6

4,7

9,5

9,4

Marktpreis €/t**:

32

340

145

135

Erlös €/ha:

2 644 1 588 1 383 1 265

1 750

1 764

DB €/ha/a

1 378

867

654

555

888

863

* Preis gerundet; ** Preisannahmen inklusive aller Nebenleistungen und -kosten

Basis: Auswertungen des AK 1 für Betriebsführung, var. Kosten und Erträge 2011 bis 2015, Angaben zur Rübe 2015 ge-

schätzt (alle Angaben o. MwSt.)

Tabelle 3: Einfluss der Erträge einzelner Kulturen auf den Fruchtfolge-Deckungsbeitrag

bei variablen Erträgen

von Winterraps/Wintergerste

DB/Jahr in der Fruchtfolge

Ertrag in t/ha

Fruchtart/Fruchtfolge:

Rübe

Raps

Weizen Gerste ZR-WW-Raps-WW ZR-WW-WG

Ausgangssituation:

82,6

4,7

9,5

9,4

888

863

Ertrag Raps=hoch, Gerste=niedrig 82,6

5,1

9,5

8,5

925

823

Ertrag Raps=niedrig, Gerste=hoch 82,6

4,3

9,5

10,2

857

900

Ausgangssituation: Auswertungen des AK 1 für Betriebsführung, var. Kosten und Erträge 2011 bis 2015, Angaben zur Rübe

2015 geschätzt (alle Angaben o. MwSt.)

lich über dem doppelten Ertrag des

Rapses, dann ist die Fruchtfolge mit

der Wintergerste im wirtschaftlichen

Ergebnis gleichauf oder sogar besser.

Im Gesamtvergleich liegen beide

Fruchtfolgen in der Vorzüglichkeit

nicht weit auseinander. Auf Standor-

ten mit hohen und sicheren Rapserträ-

gen ist der wirtschaftliche Vorteil der

vierjährigen Fruchtfolge mit den

ackerbaulichen Vorzügen der Frucht-

folge mit Gerste abzuwägen. Betriebe,

die in Relation zum Winterraps hohe

Erträge der Wintergerste erwarten

und in der Ernteperiode arbeitswirt-

schaftlich eng aufgestellt sind, sollten

besser die Vorzüglichkeit der dreijähri-

gen Zuckerrübenfruchtfolge nutzen.

Welche Vertragsmenge

abschließen?

Zur Festlegung der richtigen Vertrags-

menge für den künftigen Zuckerrüben-

Anbauvertrag ist neben der tatsächlich

rübenfähigen Fläche des Betriebes und

der vorgesehenen Anbaufolge auch der

bisherige Anbauerfolg richtig einzuord-

nen. Für Letzteren orientiert man sich

am einfachsten an der erreichten Ver-

tragserfüllung in der jüngeren Vergan-

genheit. Wurden im Mittel der letzten

Jahre die Vertragsliefermengen deut-

lich über 120 % erfüllt, lässt das auf ei-

nen hohen Sicherheitszuschlag bei der

Planung schließen, der in diesem Aus-

maß nicht erforderlich ist. Überrüben

sollten unbedingt vermieden werden.

Um bei den neuen Verträgen ab

2017 eine sichere Erfüllung der Ver-

tragsmengen zu planen, sollte das bis-

herige Ertragsniveau der letzten drei

bis fünf Jahre herangezogen werden,

siehe Tabelle 4. Dieser Ertrag ist auf

den Standard-Zuckergehalt von 16 %

umzurechnen und mit der verfügbaren

Rübenfläche zu multiplizieren.

Zur sicheren Erreichung der not-

wendigen Liefermengenerfüllung,

auch bei unerwartet ungünstigen Jah-

resbedingungen, ist bei der Zeichnung

der Vertragsliefermengen kein größe-

rer Sicherheitszuschlag mehr notwen-

dig, denn zukünftig besteht in den Lie-

ferverträgen ein individueller Tole-

ranzbereich von 80 bis 130 % Vertrags-

mengenerfüllung für Unter- und Über-

lieferungen.

Dr. Bernd Kämmerling

Pfeifer & Langen

Landwirtschaftlicher Informationsdienst

Zuckerrübe (LIZ)