LZ 19 · 2016
Zuckerrübenjournal
| 9
| Z U C K E R | T E C H N I K | A N B A U | B E T R I E B S W I R T S C H A F T
M A R K T
P O L I T I K | A K T U E L L E S |
Wer spielt auf dem
Weltmarkt mit?
Während in den letzten Jahrzehnten die Zuckermarktordnung insbe-
sondere mit den Quoten und demMindestpreis für den hiesigen An-
bauer im Fokus stand, rückt ab 2017 – und damit der kommenden
Anbauplanung – derWeltzuckermarkt etwas mehr in den Blickpunkt.
D
abei ist dieser Markt immer noch
sehr intransparent und auch die
unterschiedlichsten Schätzer, wie zum
Beispiel USDA oder F. O. Licht, haben
naturgemäß etwas andere Erwartun-
gen und – vor allem was Endbestände
betrifft – zum Teil andere Definitionen.
In den vergangenen Jahrzehnten gab
es bei den bedeutenden Zuckerprodu-
zenten die verschiedensten Marktein-
griffe zum Beispiel durch Marktord-
nungen oder andere staatliche Eingrif-
fe, sodass man von einem echten Welt-
markt nicht sprechen konnte. Das än-
dert sich aber in Kürze zumindest in
der EU mit einem etwa 10-prozentigen
Produktionsanteil am Weltzucker-
markt rapide, da der Zucker ein sehr
gut lager- und auch handelbares Pro-
dukt – und damit wichtiges Welthan-
delsprodukt – darstellt. Wenn es auch
viele verschiedene Zuckerformen gibt,
dürfte die Zuckerproduktion aus Rohr-
und Rübenzucker einen eigenen und
den weitaus größten Zuckermarkt bil-
den, wenn auch zum Beispiel Glucose-
zucker bei dem einen oder anderen
veredelten Produkt als Rohstoffkon-
kurrent auftreten kann. Für den Acker-
bauern bleibt dennoch die Beobach-
tung des Rohr- und Rübenzuckermark-
tes vordergründig.
Weltweit werden etwas über 80 %
Rohrzucker in tropischen und sub-
tropischen Klimazonen produziert.
Die Haupterzeuger sind Brasilien und
Indien mit über der Hälfte des Rohr-
zuckers. Während die Inder ihre
große Produktion überwiegend selbst
verbrauchen, exportieren die Brasil-
ianer große Mengen. Beim Import
fallen lediglich die Chinesen auf,
die in größerem Umfang importieren,
während sich die anderen Zucker-
importeure über die ganze Welt ver-
teilen.
Der etwas über 20-prozentige Rü-
benzuckeranteil wird hauptsächlich in
gemäßigten Klimazonen, wie in der
EU mit den Haupterzeugern Deutsch-
land, Frankreich und Polen, Teilen der
USA und Russlands produziert. Dabei
ist die EU mit knapp 9 % der Weltpro-
duktion durchaus ein bedeutender
Produzent, wobei der Verbrauch in
den letzten Jahren aber noch etwas
darüber lag. Die EU hat sich daher re-
formbedingt von einem Exporteur in
einen Importeur verwandelt. Die EU-
Rüben werden von rund 160 000 Be-
Tabelle: Weltzuckerbilanz 2014/15
Produktion
Mio. t
relativ
Verbrauch
Mio. t
relativ
Überschuss
Mio. t
Welt
172 458
100,0
171 929
100,0
Defizit
Nordamerika
14 280
8,3
17 071
9,9
–2 791
Karibik
2 440
1,4
1 617
0,9
823
Zentralamerika
5 642
3,3
2 113
1,2
3 529
Südamerika
43 610
25,3
19 630
11,4
23 980
davon Brasilien
35 800
20,8
11 500
6,7
24 300
EU
16 300
9,5
18 500
10,8
–2 200
Rest-Europa
684
0,4
1 011
0,6
–327
Russland u. a.
6 593
3,8
9 198
5,3
–2 605
Nordafrika
2 460
1,4
6 155
3,6
–3 695
Sahara-Afrika
8 284
4,8
12 170
7,1
–3 886
Mittlerer Osten
3 950
2,3
11 006
6,4
–7 056
Südasien
32 290
18,7
34 425
20,0
–2 135
davon Indien
27 250
15,8
27 000
15,7
250
Ostasien
14 115
8,2
22 046
12,8
–7 931
davon China
13 300
7,7
17 400
10,1
–4 100
Süd-Ostasien
16 965
9,8
15 413
9,0
1 552
Ozeanien
4 845
2,8
1 574
0,9
3 271
Quelle: USDA-Zahlen
Grafik 1: Geschätzte
weltweite Zuckerproduktion
2014/15 in Mio. t
19.922
43.610
16.300
10.744
63.370
18.512
Nord-/Zentral-
amerika
Südamerika
EU
Afrika
Asien
Rest
Quelle: USDA-Zahlen
Rübenzucker
macht etwa 30 %
des Weltmarktes
aus.
Foto: Landpixel