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LZ 9 · 2017

Zuckerrübenjournal

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| Z U C K E R | T E C H N I K

A N B A U

B E T R I E B S W I R T S C H A F T | M A R K T | P O L I T I K | A K T U E L L E S |

Rüben verletzt sind. Genauso wird

auch von Unterschieden zwischen ein-

zelnen Sorten in der Lagerfähigkeit be-

richtet.

Im Institut für Zuckerrübenfor-

schung (IfZ) wurde der Frage nachge-

gangen, wie sich eine Beschädigung

bei der Ernte auf die Verluste verschie-

dener Sorten während der Lagerung

auswirkt. Dafür wurden sechs Sorten

an vier verschiedenen Standorten in

zwei Jahren angebaut. Nach der scho-

nend durchgeführten Ernte wurde die

Hälfte der Rüben zusätzlich durch in-

tensives Abreinigen beschädigt. Die

Lagerung erfolgte in Klimacontainern

bei konstant 8 °C für acht und zwölf

Wochen.

Der während der Lagerung entstan-

dene Zuckerverlust ist relativ zu der

Zuckermenge bei Einlagerung darge-

stellt (Grafik 1). Die Größe der roten

und blauen Balken, der sogenannten

Boxplots zeigt, dass es deutliche Unter-

schiede zwischen den Sorten gab.

Auch an den vier Standorten erreich-

ten die Zuckerverluste ein sehr unter-

schiedliches Niveau. So traten die ge-

ringsten Verluste an Standort 3 auf, die

höchsten an Standort 4. Bisher ist nicht

klar, worauf diese Unterschiede zu-

rückzuführen sind. Eine Ursache könn-

te die unterschiedliche Erntetechnik

Grafik 1: Einfluss von Beschädigungen auf die Zuckerverluste nach

der Lagerung im Klimacontainer bei 8 °C; mit und ohne

Beschädigung, die Boxplots zeigen die Variabilität zwischen den

Sorten, der Mittelwert ist durch die Linie gekennzeichnet, die

Punkte zeigen Extreme.

0

10

20

30

40

1 2 3 4

Standorte

Relativer Zuckerverlust (%)

100 % = Zuckermenge bei Einlagerung

unbeschädigt

beschädigt

Nach: Hoffmann & Schnepel 2016

an den Standorten sein. Es gibt aller-

dings auch Hinweise, dass sich die

Wachstumsbedingungen der Zuckerrü-

benpflanze während der Vegetations-

zeit auf die Umsetzungsprozesse wäh-

rend der Lagerung auswirken können.

So wurde nachgewiesen, dass zum Bei-

spiel Trockenstress zu erhöhten Lage-

rungsverlusten führen kann.

Das augenfälligste Ergebnis aller-

dings ist, dass die Zuckerverluste

durch die Beschädigung der Rüben auf

etwa das Doppelte erhöht wurden. Un-

abhängig vom Niveau der Verluste an

jedem Standort war der Effekt der Be-

schädigung immer gleich stark ausge-

prägt. Die interessante Frage ist daher,

wodurch dieser starke Anstieg der Zu-

ckerverluste nach einer Beschädigung

verursacht wird.

Beschädigungen beim Roden

Beschädigungen und Verletzungen

entstehen meistens schon am Anfang

der Erntekette, nämlich beim Roden

und der Abreinigung der Rüben im

Roder. Dabei gibt es unterschiedliche

Arten von Verletzungen. Auch das

Köpfen der Rüben stellt eine Verlet-

zung dar. Allerdings wurden in unse-

ren Untersuchungen keine nennens-

werten Unterschiede in der Lagersta-

bilität zwischen geköpften und ent-

blätterten Rüben gefunden. Das ist

vermutlich darauf zurückzuführen,

dass das Gewebe im Rübenkopf eine

wesentlich geringere Enzymaktivität

zur Umsetzung des Zuckers aufweist

als das Speichergewebe der Rübe.

Wenn demnach nicht deutlich zu tief

geköpft wird, hat der Köpfschnitt keine

große Auswirkung auf die Lagerungs-

verluste.

Andere Verletzungen, wie Wurzel-

spitzenbruch, oberflächliche Beschädi-

gungen der Epidermis, innere Quet-

schungen und Risse im Gewebe, sind

in den meisten Fällen eng mit der Ab-

reinigungsintensität im Roder verbun-

den. Da Wurzelspitzenbruch am ein-

fachsten zu erfassen ist, wurde er in

unseren Versuchen als Indikator für

andere Verletzungen genommen.

In den Versuchen war geringer Erd-

anhang nach der Abreinigung immer

eng verbunden mit erhöhtem Wurzel-

bruch. Das bestätigten die Beobachtun-

gen aus der Praxis, wo eine intensive

Abreinigung zwangsläufig vermehrt

Beschädigungen an der Rübe verur-

sacht. Das stellt natürlich einen gewis-

sen Zielkonflikt dar, da auf der einen

Seite ein geringer Erdanhang ange-

strebt wird, auf der anderen Seite aber

die Rüben nicht verletzt werden sol-

len. Beim Verladen stellt eine intensive

Abreinigung dann kein Problem mehr

dar, da die Rüben danach gleich abge-

liefert werden; bei der Ernte und da-

mit vor einer möglicherweise langen

Lagerung allerdings sehr wohl! Es gilt

somit abzuwägen, wie viel Verletzun-

gen in Kauf genommen werden kön-

nen und wie notwendig eine intensive

Erdabreinigung beim Roden ist. Dies

Die Rüben wurden

im Versuch im Kli-

macontainer bei

8 °C für acht und

zwölf Wochen ge-

lagert.

Fotos: Prof. Dr.

Christa Hoffmann