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LZ 9 · 2017

Zuckerrübenjournal

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| Z U C K E R | T E C H N I K

A N B A U

B E T R I E B S W I R T S C H A F T | M A R K T | P O L I T I K | A K T U E L L E S |

Rübenschorf – auch 2016

wieder ein Problem

Nach den starken Niederschlägen im Juni 2016 wurden im Juli vielerorts im Rhein-

land erkrankte Zuckerrüben beobachtet. Obwohl oberirdisch unverändert, zeigten die

Rübenkörper schorfige Stellen kurz unterhalb der Bodenoberfläche und gürtelförmi-

ge Einschnürungen des Rübenkörpers.

D

ie Symptomausprägung war an

den einzelnen Standorten sehr

unterschiedlich. Teilweise war nur ei-

ne schorfige, leicht rissige Wurzelrinne

sichtbar, teilweise war die gürtelförmi-

ge Einschnürung extrem und bereits

sekundärer Pilzbefall durch Rhizocto-

nia solani, Fusariumspezies und sapro-

phytische Pilze sichtbar. Die Krank-

heitsbezeichnung „Gürtelschorf“ um-

schreibt die auftretende Symptomatik

sehr klar.

Im letzten Jahrzehnt wurde diese

Erkrankung zunehmend häufiger be-

obachtet. Dabei waren immer deutli-

che Sorten- und Standortunterschiede

vorhanden. Der Einfluss auf den Rü-

benertrag hängt dabei immer extrem

stark von der Ausprägung der Sympto-

me und dem sekundären Befall ab.

Keine neue Krankheit

Gürtelschorf an Zuckerrüben ist lange

Zeit bekannt und wurde schon 1904

erstmals beschrieben. Die Erkrankung

tritt weltweit in vielen Zuckerrübenan-

baugebieten auf. Besonders stark war

der Befall bei uns auch 2010 und 2013.

Lange Zeit wurden Aktinobakterien

(früher Aktinomyceten) besonders

Streptomyces scabies, also Bodenbak-

terien als Ursache genannt. Diese Bak-

terien sind bekannt als Auslöser des

Schorfsymptoms an Kartoffeln und

Möhren, wo ihre Schadwirkung nach-

gewiesen ist. Die Re-Infektion mit die-

sen Bakterien an Zuckerrüben führte

jedoch nie zur Symptomausbildung.

Ursächlich für den Rübenschorf ist

der Pilz Aphanomyces cochlioides.

Dieser bodenbürtige Erreger ist in vie-

len Böden nachweisbar und befällt die

Pflanzen durch Sporen, die im Boden-

wasser schwimmen. Der Pilz ist auch

Erreger des sogenannten Wurzel-

brandsymptoms. In der Keimlingspha-

se infiziert er am Hypocotyl, kann die

Rübenpflanzen abtöten oder das typi-

sche Wurzelbrandsymptom mit den

dann am Hypocotyl eingeschnürten

Keimlingen verursachen. Weitere pilz-

liche Erreger des Wurzelbrandkomple-

xes sind Pythiumarten, Rhizoctonia so-

lani und Fusarium oxysporum.

Wasser ist wichtig

Aphanomyces kann von den Wurzel-

ausscheidungen angelockt bei ausrei-

chend Wasser, also besonders nach

Starkregen oder auch in Phasen kurz-

zeitig stehenden Wassers, mit den mil-

lionenfach gebildeten Sporen infizie-

ren. So erklärt sich auch der Befall

nach Vernässung.

Wirtspflanzen sind auch der Spinat,

Mangold und Unkräuter, wie Chenopo-

dium. Wahrscheinlich ist, dass weitere

Wirtspflanzen vorhanden, aber bislang

unbekannt sind.

Befallsfördernd für den Pilz sind

ein verdichteter Boden mit Sauerstoff-

mangel sowie höhere Temperaturen

und niedrige pH-Werte des Bodens.

Auslösend ist aber immer das Wasser.

Die Symptomausprägung ist stark

vom weiteren Rübenwachstum abhän-

gig. Bei dem im Spätsommer und zur

Kampagne auftretenden Symptom

sprechen die Amerikaner von der chro-

nischen Phase des Pilzes. In diesem

Stadium ist es oft nicht mehr möglich,

den Erreger lebend aus dem Rüben-

fleisch zu isolieren. Der Nachweis im

Labor gelingt aber durch die Isolation

der Erbsubstanz. Zur Überdauerung

bildet Aphanomyces cochlioides soge-

nannte Oosporen als Dauerform aus.

Damit ist der Pilz in der Lage, auch

viele Jahre ohne Wirtspflanzenanbau

im Boden zu überdauern.

Wenige Bekämpfungs-

möglichkeiten

Chemische Maßnahmen zur Eindäm-

mung des Befalls sind durch die Pillie-

rung nur für den frühen Keimlingsbe-

fall möglich. Für die spätere Infektion

gibt es nur vorbeugende Maßnahmen

durch weite Fruchtfolge, Bodenscho-

nung, pH-Wert-Regulierung, maßvolle

Beregnung, Unkrautbekämpfung und

optimale Düngung. Der augenscheinli-

che Einfluss der Sorte hat sich bereits

in den im Jahr 2013 beeinträchtigten

Sortenversuchen gezeigt.

Zunehmende Phasen mit Extrem-

wetter sind nach dem Klimabericht

des LANUV für Nordrhein-Westfalen

wahrscheinlich. Vor diesem Hinter-

grund sollte der Aphanomyces-Proble-

matik auch in den nächsten Jahren

ausreichend Aufmerksamkeit bei der

Sortenzüchtung zukommen. Das Insti-

tut für Zuckerrübenforschung in Göt-

tingen unterstützt die Bemühungen

der Züchterhäuser hinsichtlich der

Auswahl der abwehrkräftigen Sorten-

Aphanomyces mit

Sekundärinfek-

tion durch Fusari-

umpilze.

Schorfbefall in der

chronischen Phase

von Aphano

-

myces.