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Zuckerrübenjournal

LZ 9 · 2017

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A N B A U

T E C H N I K | Z U C K E R |

hängt natürlich auch davon ab, wie

lange die Rüben gelagert werden sol-

len.

Sorten unterschiedlich

empfindlich?

Interessant an unseren Untersuchun-

gen war dabei, dass es Sortenunter-

schiede im Wurzelbruch gab, das

heißt, es gab Sorten, die sehr geringen

Wurzelbruch aufwiesen, und andere,

die auf die gleiche mechanische Bean-

spruchung mit einem deutlich höhe-

ren Wurzelbruch reagierten. Bei der

Suche nach den Ursachen zeigte sich,

dass die Empfindlichkeit für Wurzel-

bruch (und damit auch für andere Ar-

ten von Verletzungen) mit dem Mark-

gehalt der Sorten zusammenhing, der

die Summe der unlöslichen Zellwand-

bestandteile charakterisiert und mögli-

cherweise auch als Indikator für die

Gewebestabilität der Zuckerrübensor-

ten gesehen werden kann.

Was sind die Konsequenzen

von Wurzelbruch?

Wurzelbruch stellt nicht nur einen

Verlust an Rübenmasse und damit an

Zuckerertrag dar. Eine wesentlich stär-

kere Bedeutung scheint er darüber hi-

naus noch für die Lagerfähigkeit der

Rüben zu haben. Prinzipiell bilden alle

Verletzungen des Gewebes Eintritts-

pforten für Mikroorganismen, also

auch für Schimmel- und Fäuleerreger

bei der Lagerung, deren Befall zu ei-

nem verstärkten Abbau von Zucker in

der Rübe führt. So haben wir auch in

unseren Versuchen herausgefunden,

dass bei den Sorten der Befall mit

Schimmel und Fäulen während der

Lagerung umso höher war, je größer

der Durchmesser des Wurzelbruchs

und damit das Ausmaß der Beschädi-

gung war. Obwohl es erhebliche Unter-

schiede im Niveau des Befalls zwi-

schen den einzelnen Standorten gab,

war an jedem Standort festzustellen,

dass die beschädigte Variante einen

höheren Befall mit Lagerfäulen auf-

wies, und dabei insbesondere die Sor-

ten mit der höheren Empfindlichkeit

für Wurzelbruch und andere Verlet-

zungen.

In anderen Untersuchungen des IfZ

hat sich gezeigt, dass es auch Sortenun-

terschiede darin gibt, wie stark sich die

Fäulen im Gewebe der Rübe ausbrei-

ten können. Das weist darauf hin, dass

die Gewebestabilität der Rüben nicht

nur einen Einfluss auf die Beschädi-

gungsempfindlichkeit hat, wodurch

Eintrittspforten für die Mikroorganis-

men geboten werden, sondern auch

auf die Ausbreitung der Fäulen im

Gewebe nach einer erfolgten Infektion.

So wurde deutlich, dass Zuckerrüben-

sorten mit höherem Markgehalt einen

geringeren Befall mit Schimmel und

Fäulen während der Lagerung aufwei-

sen. Es scheint demnach eine Art un-

spezifischer Resistenz bei Zuckerrüben

zu geben, die zwar nicht die Infektion

an sich verhindert, aber den Befall mit

Pathogenen zumindest eingrenzt.

Befall mit Schimmel und Fäule

führt bei der Lagerung immer zu ei-

nem verstärkten Abbau von Zucker. So

war dann nicht nur der Zuckerverlust,

sondern auch der Invertzuckergehalt

der Rüben höher. Obwohl es dabei

deutliche Unterschiede zwischen den

einzelnen Standorten gab, war der Zu-

ckerverlust an jedem einzelnen Stand-

ort immer bei den Sorten am höchsten,

die den stärksten Wurzelbruch und da-

mit den höchsten Befall mit Schimmel

und Fäule aufwiesen.

Fazit

Als Schlussfolgerung ergibt sich aus

den Untersuchungen, dass Beschädi-

gungen, insbesondere Wurzelbruch, ei-

ne wesentliche Ursache für hohe Lage-

rungsverluste sind. Offensichtlich gibt

es dabei Unterschiede in der Beschädi-

gungsempfindlichkeit von Sorten, die

mit dem Markgehalt zusammenhän-

gen.

Um Lagerungsverluste zu vermin-

dern, sollten daher in der Praxis die

verschiedenen Maßnahmen berück-

sichtigt werden. Der Ansatz, das Aus-

maß der Beschädigungen während der

Ernte möglichst gering zu halten, wird

schon intensiv mit Beratungsmaßnah-

men und Fahrerschulungen verfolgt.

Darüber hinaus geben unsere Untersu-

chungen erste Hinweise, wo züchteri-

sche Verbesserungen im Hinblick auf

die Lagerfähigkeit der Sorten ansetzen

können, damit in Zukunft auch eine

verbesserte Lagerfähigkeit bei der Sor-

tenwahl berücksichtigt werden kann.

Prof. Dr. Christa Hoffmann

Institut für Zuckerrübenforschung, Göttingen

Bei manchen

Sorten sind die

faulen Stellen klar

abgegrenzt.

Beschädigungen

bei der Ernte sind

eine Ursache für

Lagerverluste. Es

scheint aber auch

Sortenunterschie-

de bei der Gewe-

bestabilität zu ge-

ben.