20
|
Zuckerrübenjournal
LZ 9 · 2017
| A K T U E L L E S | P O L I T I K | M A R K T | B E T R I E B S W I R T S C H A F T
A N B A U
T E C H N I K | Z U C K E R |
hängt natürlich auch davon ab, wie
lange die Rüben gelagert werden sol-
len.
Sorten unterschiedlich
empfindlich?
Interessant an unseren Untersuchun-
gen war dabei, dass es Sortenunter-
schiede im Wurzelbruch gab, das
heißt, es gab Sorten, die sehr geringen
Wurzelbruch aufwiesen, und andere,
die auf die gleiche mechanische Bean-
spruchung mit einem deutlich höhe-
ren Wurzelbruch reagierten. Bei der
Suche nach den Ursachen zeigte sich,
dass die Empfindlichkeit für Wurzel-
bruch (und damit auch für andere Ar-
ten von Verletzungen) mit dem Mark-
gehalt der Sorten zusammenhing, der
die Summe der unlöslichen Zellwand-
bestandteile charakterisiert und mögli-
cherweise auch als Indikator für die
Gewebestabilität der Zuckerrübensor-
ten gesehen werden kann.
Was sind die Konsequenzen
von Wurzelbruch?
Wurzelbruch stellt nicht nur einen
Verlust an Rübenmasse und damit an
Zuckerertrag dar. Eine wesentlich stär-
kere Bedeutung scheint er darüber hi-
naus noch für die Lagerfähigkeit der
Rüben zu haben. Prinzipiell bilden alle
Verletzungen des Gewebes Eintritts-
pforten für Mikroorganismen, also
auch für Schimmel- und Fäuleerreger
bei der Lagerung, deren Befall zu ei-
nem verstärkten Abbau von Zucker in
der Rübe führt. So haben wir auch in
unseren Versuchen herausgefunden,
dass bei den Sorten der Befall mit
Schimmel und Fäulen während der
Lagerung umso höher war, je größer
der Durchmesser des Wurzelbruchs
und damit das Ausmaß der Beschädi-
gung war. Obwohl es erhebliche Unter-
schiede im Niveau des Befalls zwi-
schen den einzelnen Standorten gab,
war an jedem Standort festzustellen,
dass die beschädigte Variante einen
höheren Befall mit Lagerfäulen auf-
wies, und dabei insbesondere die Sor-
ten mit der höheren Empfindlichkeit
für Wurzelbruch und andere Verlet-
zungen.
In anderen Untersuchungen des IfZ
hat sich gezeigt, dass es auch Sortenun-
terschiede darin gibt, wie stark sich die
Fäulen im Gewebe der Rübe ausbrei-
ten können. Das weist darauf hin, dass
die Gewebestabilität der Rüben nicht
nur einen Einfluss auf die Beschädi-
gungsempfindlichkeit hat, wodurch
Eintrittspforten für die Mikroorganis-
men geboten werden, sondern auch
auf die Ausbreitung der Fäulen im
Gewebe nach einer erfolgten Infektion.
So wurde deutlich, dass Zuckerrüben-
sorten mit höherem Markgehalt einen
geringeren Befall mit Schimmel und
Fäulen während der Lagerung aufwei-
sen. Es scheint demnach eine Art un-
spezifischer Resistenz bei Zuckerrüben
zu geben, die zwar nicht die Infektion
an sich verhindert, aber den Befall mit
Pathogenen zumindest eingrenzt.
Befall mit Schimmel und Fäule
führt bei der Lagerung immer zu ei-
nem verstärkten Abbau von Zucker. So
war dann nicht nur der Zuckerverlust,
sondern auch der Invertzuckergehalt
der Rüben höher. Obwohl es dabei
deutliche Unterschiede zwischen den
einzelnen Standorten gab, war der Zu-
ckerverlust an jedem einzelnen Stand-
ort immer bei den Sorten am höchsten,
die den stärksten Wurzelbruch und da-
mit den höchsten Befall mit Schimmel
und Fäule aufwiesen.
Fazit
Als Schlussfolgerung ergibt sich aus
den Untersuchungen, dass Beschädi-
gungen, insbesondere Wurzelbruch, ei-
ne wesentliche Ursache für hohe Lage-
rungsverluste sind. Offensichtlich gibt
es dabei Unterschiede in der Beschädi-
gungsempfindlichkeit von Sorten, die
mit dem Markgehalt zusammenhän-
gen.
Um Lagerungsverluste zu vermin-
dern, sollten daher in der Praxis die
verschiedenen Maßnahmen berück-
sichtigt werden. Der Ansatz, das Aus-
maß der Beschädigungen während der
Ernte möglichst gering zu halten, wird
schon intensiv mit Beratungsmaßnah-
men und Fahrerschulungen verfolgt.
Darüber hinaus geben unsere Untersu-
chungen erste Hinweise, wo züchteri-
sche Verbesserungen im Hinblick auf
die Lagerfähigkeit der Sorten ansetzen
können, damit in Zukunft auch eine
verbesserte Lagerfähigkeit bei der Sor-
tenwahl berücksichtigt werden kann.
Prof. Dr. Christa Hoffmann
Institut für Zuckerrübenforschung, Göttingen
Bei manchen
Sorten sind die
faulen Stellen klar
abgegrenzt.
Beschädigungen
bei der Ernte sind
eine Ursache für
Lagerverluste. Es
scheint aber auch
Sortenunterschie-
de bei der Gewe-
bestabilität zu ge-
ben.