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Zuckerrübenjournal
LZ 9 · 2017
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Z U C K E R
chen Laufzeiten. „Allerdings muss man
sagen: Je größer die verarbeitete Zu-
ckermenge ist, desto eher neigen die
Abnehmer zu längerfristigen Kontrak-
ten und auch zu weniger Einzelliefe-
ranten. Für uns heißt das, dass wir im-
mer auf die Kundenwünsche einge-
hen“, so Dr. Schmitz. Und da stiegen
die Anforderungen weiter. Nicht nur
die Produktqualität sei entscheidend,
auch die Anwendungstechnik für den
Kunden müsse passen. „Wir müssen
immer das richtige Produkt für den
richtigen Kunden liefern.“ Dazu gehö-
ren auch eine
absolute
Lieferzu-
verlässigkeit und na-
türlich der passende Preis. „Wir müs-
sen mit unseren Produkten auf die
Trends in Politik und Gesellschaft ein-
gehen und neue Produkte entwickeln,
zum Beispiel das Carafin. Dieser Stoff
mit Karamellgeschmack wird in eini-
gen Süßwaren direkt eingesetzt.“ Ein
weiteres neues Produkt sei die Cello-
biose aus Rübenzucker, die in ihren
Eigenschaften der Laktose vergleich-
bar sei und in Fleisch- und Wurstwa-
ren, aber auch in Getränken oder Back-
waren und sogar als Ergänzungsfutter-
mittel für Schweine eingesetzt werden
könnte.
Als Fazit erklärte Dr. Schmitz, dass
er optimistisch in die Zukunft sehe,
denn „nur Zucker schmecke wie Zu-
cker“. Pfeifer & Langen sei gut auf die
neue Zeit nach dem Ende der alten
Marktordnung vorbereitet und der Rü-
benanbau mit Pfeifer & Langen lohne
sich.
Oft der Buhmann in den Medien
In den Medien gibt es immer wieder
negative Berichte über Zucker oder
auch die Zuckerverbände, wie die
Wirtschaftliche Vereinigung Zucker in
Bonn. Deren Hauptgeschäftsführer
Günter Tissen berichtete zum Ab-
schluss der Beratertagung über seine
Erfahrungen bei der Pressearbeit. An-
hand einiger Beispiele zeigte er
auf, wie zum Beispiel in Sen-
dungen wie WISO oder „Hart
aber fair“ oft selbst ernann-
te Experten zu Wort kom-
men, die zwar einerseits
Experten seien, aber an-
dererseits auch wirt-
schaftliche Interessen
vertreten, weil sie
zum Beispiel ihre Bü-
cher oder ihre Inter-
netblogs bekannt ma-
chen wollten. Oft
würde dies aber nicht
erwähnt. „Und man
darf nicht vergessen,
Sendungen wie ,Hart
aber fair‘ sind auch Unter-
haltungssendungen. Und
wir werden natürlich als Ge-
genpol eingeladen.“
Er zeigte ein Beispiel auf, bei
dem die Zuckerwirtschaft beson-
ders dubios dargestellt wurde, in dem
Szenen nachgestellt und mit düsteren
Bildern und dramatischer Musik un-
terlegt worden seien. „Natürlich ent-
steht dabei der Eindruck, dass etwas
nicht in Ordnung ist, dabei wurde das
Interview ganz normal in einem hel-
len Büro gedreht“, berichtet Tissen.
„Wir wissen, wie das läuft, aber wenn
wir etwas für den Zucker tun wollen,
müssen wir das Spiel mitspielen.“ Na-
türlich versuche die Wirtschaftliche
Vereinigung Zucker, mit kritischen
Journalisten ins Gespräch zu kommen
und sachliche Nachrichten, zum Bei-
spiel über
www.schmecktrichtig.dezu
verbreiten, um der negativen Bericht-
erstattung entgegenzuwirken.
Natascha Kreuzer
konservierende Bearbeitung sei überall
auf der Welt ein wichtiges Thema und
er werde oft gefragt, warum der Anteil
in Europa und vor allem in Deutsch-
land so gering sei. Weitere wichtige
Punkte zum Schutz des Bodens seien
die Reduzierung von Überfahrten oder
deren Kombination, die Verminderung
der Radlasten und die Bearbeitung bei
trockenem Boden sowie ein angepass-
ter pH-Wert. Das Bodenleben brauche
Erntereste, so Weyer.
Nur Zucker schmeckt wie Zucker
Wie funktioniert der europäische Zu-
ckermarkt? Diese Frage beantwortete
Dr. Hermann Schmitz von Pfeifer &
Langen. Zurzeit liege der Verbrauch
an Zucker auf dem Weltmarkt
über dem Angebot, aber der
europäische Markt sei auf-
grund des Außenschutzes
nur begrenzt mit dem
Weltmarkt vergleichbar.
Der Verbrauch in Euro-
pa sei stabil, dabei
steigen die Produkti-
onsmengen, dies
würde zum großen
Teil durch den Rück-
gang von Rohzucker-
importen wieder aus-
geglichen. Dies könne
zu mehr Wettbewerb
und Preisschwankun-
gen führen. Für 2020
geht er von einem Ange-
bot von etwa 22,7 Mio. t
Zucker aus Rüben und aus
Isoglucose aus. Demgegen-
über würden 17,2 Mio. t im Le-
bensmittelbereich nachgefragt, da-
zu kämen etwa 2,2 Mio. t für die indus-
trielle Verwertung und 3,3 Mio. t Zu-
cker für den Export.
„Der Anteil des Lebensmitteleinzel-
handels am Zuckerabsatz sei seit 2003
um ein Drittel in Deutschland ge-
schrumpft“, so Dr. Schmitz. „Der Trend
zu Convenience-Produkten und dem
Essen außer Haus zeigt sich auch beim
Zuckerabsatz an den Lebensmittelein-
zelhandel.“ Aber aus den USA käme
wieder ein neuer Trend: Coca-Cola
werbe jetzt mit Kristallzucker in der
Cola mit dem Slogan „back to nature“,
also zurück zur Natur.
Mit Blick auf die Zuckerabnehmer
erklärte Dr. Schmitz, dass sich das Ein-
kaufsverhalten der Kunden vielfältig
gestalte. Industrie- und EInzelhandel
machen Kontrakte mit unterschiedli-
Der europäische
Zuckermarkt ist
nur begrenzt mit
demWeltmarkt
vergleichbar.
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