Previous Page  22 / 24 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 22 / 24 Next Page
Page Background

22

|

Zuckerrübenjournal

LZ 9 · 2017

| A K T U E L L E S | P O L I T I K | M A R K T | B E T R I E B S W I R T S C H A F T | A N B A U | T E C H N I K

Z U C K E R

chen Laufzeiten. „Allerdings muss man

sagen: Je größer die verarbeitete Zu-

ckermenge ist, desto eher neigen die

Abnehmer zu längerfristigen Kontrak-

ten und auch zu weniger Einzelliefe-

ranten. Für uns heißt das, dass wir im-

mer auf die Kundenwünsche einge-

hen“, so Dr. Schmitz. Und da stiegen

die Anforderungen weiter. Nicht nur

die Produktqualität sei entscheidend,

auch die Anwendungstechnik für den

Kunden müsse passen. „Wir müssen

immer das richtige Produkt für den

richtigen Kunden liefern.“ Dazu gehö-

ren auch eine

absolute

Lieferzu-

verlässigkeit und na-

türlich der passende Preis. „Wir müs-

sen mit unseren Produkten auf die

Trends in Politik und Gesellschaft ein-

gehen und neue Produkte entwickeln,

zum Beispiel das Carafin. Dieser Stoff

mit Karamellgeschmack wird in eini-

gen Süßwaren direkt eingesetzt.“ Ein

weiteres neues Produkt sei die Cello-

biose aus Rübenzucker, die in ihren

Eigenschaften der Laktose vergleich-

bar sei und in Fleisch- und Wurstwa-

ren, aber auch in Getränken oder Back-

waren und sogar als Ergänzungsfutter-

mittel für Schweine eingesetzt werden

könnte.

Als Fazit erklärte Dr. Schmitz, dass

er optimistisch in die Zukunft sehe,

denn „nur Zucker schmecke wie Zu-

cker“. Pfeifer & Langen sei gut auf die

neue Zeit nach dem Ende der alten

Marktordnung vorbereitet und der Rü-

benanbau mit Pfeifer & Langen lohne

sich.

Oft der Buhmann in den Medien

In den Medien gibt es immer wieder

negative Berichte über Zucker oder

auch die Zuckerverbände, wie die

Wirtschaftliche Vereinigung Zucker in

Bonn. Deren Hauptgeschäftsführer

Günter Tissen berichtete zum Ab-

schluss der Beratertagung über seine

Erfahrungen bei der Pressearbeit. An-

hand einiger Beispiele zeigte er

auf, wie zum Beispiel in Sen-

dungen wie WISO oder „Hart

aber fair“ oft selbst ernann-

te Experten zu Wort kom-

men, die zwar einerseits

Experten seien, aber an-

dererseits auch wirt-

schaftliche Interessen

vertreten, weil sie

zum Beispiel ihre Bü-

cher oder ihre Inter-

netblogs bekannt ma-

chen wollten. Oft

würde dies aber nicht

erwähnt. „Und man

darf nicht vergessen,

Sendungen wie ,Hart

aber fair‘ sind auch Unter-

haltungssendungen. Und

wir werden natürlich als Ge-

genpol eingeladen.“

Er zeigte ein Beispiel auf, bei

dem die Zuckerwirtschaft beson-

ders dubios dargestellt wurde, in dem

Szenen nachgestellt und mit düsteren

Bildern und dramatischer Musik un-

terlegt worden seien. „Natürlich ent-

steht dabei der Eindruck, dass etwas

nicht in Ordnung ist, dabei wurde das

Interview ganz normal in einem hel-

len Büro gedreht“, berichtet Tissen.

„Wir wissen, wie das läuft, aber wenn

wir etwas für den Zucker tun wollen,

müssen wir das Spiel mitspielen.“ Na-

türlich versuche die Wirtschaftliche

Vereinigung Zucker, mit kritischen

Journalisten ins Gespräch zu kommen

und sachliche Nachrichten, zum Bei-

spiel über

www.schmecktrichtig.de

zu

verbreiten, um der negativen Bericht-

erstattung entgegenzuwirken.

Natascha Kreuzer

konservierende Bearbeitung sei überall

auf der Welt ein wichtiges Thema und

er werde oft gefragt, warum der Anteil

in Europa und vor allem in Deutsch-

land so gering sei. Weitere wichtige

Punkte zum Schutz des Bodens seien

die Reduzierung von Überfahrten oder

deren Kombination, die Verminderung

der Radlasten und die Bearbeitung bei

trockenem Boden sowie ein angepass-

ter pH-Wert. Das Bodenleben brauche

Erntereste, so Weyer.

Nur Zucker schmeckt wie Zucker

Wie funktioniert der europäische Zu-

ckermarkt? Diese Frage beantwortete

Dr. Hermann Schmitz von Pfeifer &

Langen. Zurzeit liege der Verbrauch

an Zucker auf dem Weltmarkt

über dem Angebot, aber der

europäische Markt sei auf-

grund des Außenschutzes

nur begrenzt mit dem

Weltmarkt vergleichbar.

Der Verbrauch in Euro-

pa sei stabil, dabei

steigen die Produkti-

onsmengen, dies

würde zum großen

Teil durch den Rück-

gang von Rohzucker-

importen wieder aus-

geglichen. Dies könne

zu mehr Wettbewerb

und Preisschwankun-

gen führen. Für 2020

geht er von einem Ange-

bot von etwa 22,7 Mio. t

Zucker aus Rüben und aus

Isoglucose aus. Demgegen-

über würden 17,2 Mio. t im Le-

bensmittelbereich nachgefragt, da-

zu kämen etwa 2,2 Mio. t für die indus-

trielle Verwertung und 3,3 Mio. t Zu-

cker für den Export.

„Der Anteil des Lebensmitteleinzel-

handels am Zuckerabsatz sei seit 2003

um ein Drittel in Deutschland ge-

schrumpft“, so Dr. Schmitz. „Der Trend

zu Convenience-Produkten und dem

Essen außer Haus zeigt sich auch beim

Zuckerabsatz an den Lebensmittelein-

zelhandel.“ Aber aus den USA käme

wieder ein neuer Trend: Coca-Cola

werbe jetzt mit Kristallzucker in der

Cola mit dem Slogan „back to nature“,

also zurück zur Natur.

Mit Blick auf die Zuckerabnehmer

erklärte Dr. Schmitz, dass sich das Ein-

kaufsverhalten der Kunden vielfältig

gestalte. Industrie- und EInzelhandel

machen Kontrakte mit unterschiedli-

Der europäische

Zuckermarkt ist

nur begrenzt mit

demWeltmarkt

vergleichbar.

Foto: Imago